Verän­de­rung – das einzig Bestän­di­ge in der Medizin

Dr. Detlef Holland, Heraus­ge­ber „Surgi­cal“ © Nord­blick GmbH

Liebe Lese­rin­nen und Leser,

hinter uns liegen die ersten Monate nach dem erfolg­rei­chen Start der neuen Platt­form „Kompakt Ophthal­mo­lo­gie“. Sicher­lich gibt es immer Dinge, die bei einem Launch zu verbes­sern sind. Schau­en wir jedoch auf die Umset­zung der Grund­idee hinter der neuen Platt­form, so finde ich, dass hier schon sehr viel erreicht wurde. In den vergan­ge­nen Mona­ten konnte ich bei meinen Besu­chen der Seite selber immer wieder fest­stel­len, wie einfach es ist, sehr schnell neue und hoch­in­ter­es­san­te Studi­en­ergeb­nis­se kompri­miert zu lesen und mein Wissen zu erwei­tern. In unse­rer Epoche ist es durch den unge­heu­ren Infor­ma­ti­ons­fluss in allen Berei­chen des Lebens – sei es nun über herkömm­li­che Medien wie Fern­se­hen, Radio oder Zeitung, aber auch über Social Media wie Face­book und Insta­gram – immer schwe­rer den Über­blick über die wirk­lich rele­van­ten Infor­ma­tio­nen zu behal­ten. Dies ist gerade in unse­rem beruf­li­chen Umfeld aber von entschei­den­der Bedeu­tung für eine erfolg­rei­che und moder­ne Behand­lung unse­rer Pati­en­ten. Hier ist „Kompakt Ophthal­mo­lo­gie“ eine große Hilfe. Die Auswahl der vorge­stell­ten Veröf­fent­li­chun­gen, geben einen guten Über­blick über rele­van­te inno­va­ti­ve Studi­en aus allen Gebie­ten der Augenheilkunde.

Ein wich­ti­ges weite­res Fazit nach den ersten Mona­ten ist auch, dass das einzig Bestän­di­ge in der Medi­zin die Verän­de­rung ist. Alte Stand­punk­te werden durch neue ersetzt, andere durch zusätz­li­ches Wissen ergänzt und immer neue Türen öffnen sich in Thera­pie und Diagnos­tik. Das Wissen vermehrt sich exponentiell!

Schau­en wir einmal in die aktu­ells­ten Studi­en, so finden wir eine ganz neue Erkennt­nis durch eine Arbeits­grup­pe aus Vancou­ver, die einen Zusam­men­hang zwischen der Einnah­me von Gaba­pen­tin oder Prega­ba­lin im Jahr vor dem Auftre­ten eines akuten Glau­kom­an­falls nach­wei­sen konnte. Hier­auf soll­ten wir also unsere Pati­en­ten mit Epilep­sie oder Neur­al­gien unter einer solchen Medi­ka­ti­on hinweisen.

Eine andere inter­es­san­te Studie bzgl. des Engwin­kel­glau­koms aus Singa­pur um Nara­ya­nas­wa­my et al. konnte Unter­schie­de im Elas­ti­zi­täts­mo­dul von gesun­den Pati­en­ten und Pati­en­ten mit PWBG fest­stel­len. Diese Grund­la­gen­for­schung wird voll­kom­men neue Ansät­ze für das Verständ­nis der Erkran­kung ermög­li­chen. Andere neuere Studi­en brin­gen frühe­re Ansät­ze ins Wanken. So konnte durch Igle­si­as et al. aus Rotter­dam kein Nach­weis eines gene­ti­schen Zusam­men­hangs von Myopie und Glau­kom nach­ge­wie­sen werden. Ein Umden­ken ist auch in Bezug auf die Durch­blu­tung des Sehner­ven­kop­fes notwen­dig: Allge­mein ist bekannt, dass bei fort­ge­schrit­te­nem Glau­kom der Sehner­ven­kopf schlech­ter durch­blu­tet ist. Im einer Studie aus Port­land konnte jedoch gezeigt werden, dass im Früh­sta­di­um der Erkran­kung die Durch­blu­tung auch erhöht sein kann. Auch der allge­mei­ne Blut­druck ist wieder im Fokus von Unter­su­chun­gen. Als prognos­tisch schlech­ter Faktor gilt u.a. eine nächt­li­che Hypo­to­nie. Eine Studie aus Japan konnte nun aber zeigen, dass Glau­kom- Pati­en­ten deut­lich mehr nächt­li­che Hyper­to­ni­en und Non-Dipping aufwei­sen als gesun­de Kontrollpersonen.

Inter­es­sant sind aber auch häufig die Studi­en aus unse­rem klini­schen Alltag fernab der Grund­la­gen­for­schung. Wir alle wissen wie empfind­lich gerade chro­nisch erkrank­te Pati­en­ten im Verlauf einer Thera­pie werden können, insbe­son­de­re die AMD-Pati­en­ten, die jahre­lang monat­lich zur IVOM-Gabe kommen. Nun konnte eine Arbeits­grup­pe um Georga­ko­pou­los aus Patras nach­wei­sen, dass eine einma­li­ge Gabe von Nepa­fe­nac präope­ra­tiv die Schmer­zen signi­fi­kant verrin­gern kann.  Dies ist sicher­lich eine Erkennt­nis von der so viele unse­rer Pati­en­ten profi­tie­ren können. Ein Trop­fen zusätz­lich mit großer Wirkung!

Augen­ärzt­li­che Studi­en haben manch­mal auch Rele­vanz für das Über­le­ben unse­rer Pati­en­ten und auch wir Augen­ärz­te soll­ten immer ganz­heit­li­cher denken. Mir et al. aus New Haven konn­ten in einer retro­spek­ti­ven Quer­schnitts­stu­die nach­wei­sen, dass Pati­en­ten mit einem Netz­haut­ge­fäß­ver­schluss ein deut­lich erhöh­tes Risiko von Apoplex und Myokard­in­farkt im direk­ten Anschluss an das reti­na­le Gesche­hen aufwei­sen. Dieses Wissen muss genutzt werden, um diese Pati­en­ten durch eine umfas­sen­de inter­nis­ti­sche Thera­pie vor solchen Ereig­nis­sen zu schützen.

Prophy­lak­ti­sches Vorge­hen kann auch im Bereich der Riesen­ris­sa­mo­tio für den Erhalt der Sehschär­fe des Part­ner­au­ges sein. Eine nicht rando­mi­sier­te Fall-Kontroll-Studie aus Rotter­dam konnte nach­wei­sen, dass eine prophy­lak­ti­sche 360° Laser­be­hand­lung am Nach­barau­ge das Risiko für eine Amotio mit Maku­la­be­tei­li­gung signi­fi­kant verrin­gern kann. In der behan­del­ten Gruppe zeig­ten nur 12,8 % eine Netz­haut­ab­lö­sung im Vergleich zu 43,1 % in der nicht gelaser­ten Gruppe.

In der Uvei­tis-Thera­pie gibt es natür­lich auch Verbes­se­run­gen und gerade bei selte­ne­ren Krank­heits­bil­dern ist es wich­tig am Puls der Zeit zu blei­ben. Im Rahmen der POINT-Studie aus Balti­more konnte gezeigt werden, dass die intra­vit­rea­le Triamci­no­lo­na­ce­tonid-Injek­ti­on bzw. ein Dexa­me­tha­son-Implan­tat der perio­ku­lä­ren Streo­id Injek­ti­on in Bezug auf Verrin­ge­rung des Maku­la­ö­dems und Verbes­se­rung des best­kor­ri­gier­ten Visus über­le­gen ist. Auch über syste­mi­sche Thera­pien müssen wir als Augen­ärz­te in Zukunft besser infor­miert sein. Beispiel­haft für diese Entwick­lung ist eine Studie aus Santan­der zum thera­pie­re­frak­tä­ren CMÖ bei nicht­in­fek­tiö­ser Uvei­tis. Rela­tiv junge Pati­en­ten mit idio­pa­thi­scher Arthri­tis, M. Behcet, Bird­shot-Reti­no­cho­ro­ido­pa­thie oder Sarko­ido­se wurden mit einem Anti-Il6-Rezep­tor behan­delt. Darun­ter kam es zu einer Verbes­se­rung des Visus und der zentra­len Netz­haut­di­cke. Gleich­zei­tig konnte als posi­ti­ver Neben­ef­fekt die syste­mi­sche Stero­id­do­sis verrin­gert werden.

Da sich die Horn­haut auch über lange Zeit­räu­me nach Behand­lun­gen noch verän­dern kann, sind hier Lang­zeit­er­geb­nis­se von großer Bedeu­tung. Daher möchte ich hier die 4‑Jah­res-Ergeb­nis­se von Kanell­pou­lus hervor­he­ben. Nach dem Athens-Proto­koll (Kombi­na­ti­on von PRK und Cross­lin­king) konnte der unkor­ri­gier­te sowie der best­kor­ri­gier­te Visus signi­fi­kant verbes­sert und im Vergleich zu präope­ra­tiv auch die K‑Werte signi­fi­kant verrin­gert werden. Ich denke, dass wir diese Ergeb­nis­se bei der Planung von Kera­to­ko­nus Pati­en­ten mehr ins Kalkül ziehen und eine Kombi­na­ti­on von PRK und Cross­lin­king dem allei­ni­gen Cross­lin­king vorzie­hen sollten.

Dieses sind nur einige Beispie­le aus den letz­ten Mona­ten „Kompakt Ophthal­mo­lo­gie“, die unser Wissen und unsere Thera­pie­stra­te­gien in der Zukunft verän­dern werden.  Und das Rad wird sich immer weiter und schnel­ler drehen. Blei­ben auch Sie weiter in Bewe­gung durch die kompak­te Infor­ma­ti­ons­auf­nah­me, die Ihnen diese Platt­form bietet!

Ihr Dr. Detlef Holland

 

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