Neue Entwick­lun­gen und exakte Bestä­ti­gung bekann­ten Wissens

Dr. Detlef Holland, Heraus­ge­ber „Surgi­cal“ © Nord­blick GmbH

Liebe Lese­rin­nen und Leser,

in der beson­de­ren Feri­en­sai­son in diesem Jahr grüße ich Sie herz­lich mit diesem Edito­ri­al von Kompakt Ophthal­mo­lo­gie. Viele Dinge, welche uns im letz­ten Sommer noch als voll­kom­men normal erschie­nen, sind nun in weite Ferne gerückt oder werden von uns auch nicht mehr als so bedeu­tend erach­tet. Fern­rei­sen und über­füll­te Flug­hä­fen gehö­ren in diesem Sommer nicht mehr zur Norma­li­tät. Der Focus ist ein ande­rer gewor­den. Gesund­heit steht an erster Stelle. Die Eindäm­mung der Pande­mie ist das obers­te Ziel, welches in Europa glück­li­cher­wei­se bezüg­lich der Todes­fäl­le durch COVID-19 auch erreicht zu sein scheint.

Die Morta­li­tät erreicht wieder norma­le Werte im Jahres­ver­gleich, wie eine große euro­päi­sche Daten­bank zeigt. Natür­lich soll­ten die wich­ti­gen und erfolg­rei­chen Vorsichts­maß­nah­men – wie Abstand halten, Mund­schutz und Hände­des­in­fek­ti­on – gerade auch in unse­ren Praxen und Klini­ken nie in Verges­sen­heit gera­ten, da diese nach­weis­lich der wich­tigs­te Schutz vor einer Anste­ckung sind.

Jetzt ist es aber wich­tig, wieder nach vorne zu schau­en und einen posi­ti­ven Blick für die Zukunft einzu­neh­men, womit ich auch den Bogen zurück zu unse­rem schö­nen Berufs­feld schla­gen möchte.

Durch Analy­se einer großen Daten­men­ge des Duke-Glau­co­ma-Regis­ters konn­ten von Jammal et al. Real-World-Infor­ma­tio­nen von mehr als 85.000 Druck­mes­sun­gen und mehr als 60.000 SC OCT retro­spek­tiv analy­siert werden. Im Nach­be­ob­ach­tungs­zeit­raum von im Mittel 3,5 Jahren konnte gezeigt werden, dass jeder um 1 mm Hg höhere Augen­druck mit einem um 0,05 mm höhe­ren Nerven­fa­ser­ver­lust pro Jahr asso­zi­iert war. Augen mit einem durch­schnitt­li­chen Druck klei­ner 15 mmHg zeig­ten die gerings­te Progres­si­ons­ra­te. Die Ergeb­nis­se klin­gen viel­leicht banal da für viele von uns doch im Alltag schon in unsere Thera­pie­ent­schei­dun­gen einflie­ßen.  Wenn aber eine Arbeit nach multi­va­ria­bler Analy­se einer solchen Daten­men­ge noch­mals bekann­tes Wissen exakt bestä­tigt, ist es doch eine bedeu­ten­de wissen­schaft­li­che Leis­tung und Ansporn für unse­ren klini­sche Alltag zugleich.

Eine in diesem Jahr erschie­ne­ne Arbeit von Choritz et al. der Argos Study Group zeigt sehr schön wie auch im Bereich der Drucks­mes­sung High-Tech immer weiter Einzug findet. Die Autoren konn­ten zeigen, dass die neue Gene­ra­ti­on des Argos Druck­sen­sor Eyemat-IO welcher nach der Kata­rak­t­ope­ra­ti­on in den Sulkus implan­tiert wird über einen Zeit­raum von 12 Mona­ten sicher und effi­zi­ent intraoku­la­re Druck­wer­te tele­me­trisch über­mit­telt. Der Sensor ermög­licht es, große Daten über die Druck­si­tua­ti­on der Pati­en­ten zu liefern, was ja auch im Zusam­men­hang mit der zuvor erwähn­ten Arbeit von großer Bedeu­tung ist.

Jian-Yu et al. unter­such­ten einen ande­ren wich­ti­gen Bereich des Glau­koms. Sie konn­ten zeigen, dass Gesichts­feld­min­de­run­gen Pati­en­ten mit gerin­ge­rer körper­li­cher Akti­vi­täts­dau­er und stär­ke­rer Sequen­zie­rung der Akti­vi­tät verbun­den waren. Jede Abnah­me um 5 Einhei­ten war mit 16,3 weni­ger akti­ven Minuten/Tag verbun­den. Körper­li­che Akti­vi­tät scheint also auch im Bereich des Glau­koms posi­ti­ve Effek­te zu haben, welche aber noch in weite­ren Arbei­ten genau­er analy­siert werden müssen so die Autoren. Eine Verbes­se­rung der Durch­blu­tung des Sehnervs durch vermehr­te körper­li­che Akti­vi­tät scheint aber ein logi­scher Zusam­men­hang zu sein.

Im Bereich der refrak­ti­ven Chir­ur­gie möchte im abschlie­ßend noch auf drei weite­re Arbei­ten hinweisen.

Lange galt eine refrak­ti­ver Horn­haut­ein­griff bei stil­len­den Müttern noch als rela­ti­ve Kontra­in­di­ka­ti­on. Eine Arbeits­grup­pe aus Spani­en um Alonso-Santan­der et al. konnte in einer retro­spek­ti­ven Analy­se an 142 Augen von stil­len­den Müttern zeigen, dass kein erhöh­tes Risiko für einen LASIK-Eingriff besteht und die funk­tio­nel­len Ergeb­nis­se mit denen von nicht stil­len­den Frauen einer Kontroll­grup­pe vergleich­bar waren. Auch bei den gestill­ten Kindern zeig­ten sich keine Neben­wir­kun­gen. Die Ergeb­nis­se sind für refrak­ti­ve Chir­ur­gen insbe­son­de­re von Inter­es­se, da viele Frauen heute ja eine sehr lange Still­pha­se favo­ri­sie­ren, gleich­zei­tig aber oftmals einen Wunsch nach einer Korrek­tur der Fehl­sich­tig­keit besteht.

Im Bereich der immer noch oftmals kontro­vers disku­tier­ten Femto­se­kun­den­la­ser-assis­tier­ten Kata­rakt-Chir­ur­gie konn­ten Chan et al. zeigen, dass auch 5 Jahre nach erfolg­ter astig­ma­ti­scher Horn­haut­in­zi­si­on dies eine stabi­le und effek­ti­ve Metho­de ist, bei mittel­gra­di­gen Astig­ma­tis­men eine Verrin­ge­rung im Rahmen der Linsen­ope­ra­ti­on durch­zu­füh­ren. In dieser Studie wurde im stei­len Meri­di­an operiert und gleich­zei­tig eine bogen­för­mi­ge Inzi­si­on hinzu­ge­fügt. Der präope­ra­ti­ve cornea­le Astig­ma­tis­mus wurde so von 1,4 +/- 0.66 dpt auf 0.7 +/- 0.5dpt fünf Jahre post­ope­ra­tiv redu­ziert. Die Arbeit konnte zeigen, dass die Kombi­na­ti­on von bogen­för­mi­ger Inzi­si­on durch den Femto­la­ser im Rahmen der Kata­rak­t­ope­ra­ti­on einen weite­ren Vorteil dieser moder­nen Alter­na­ti­ve zur Stan­dard­tech­nik darstellt.

Gerade im Bereich der EDOF-Linsen kommt es zurzeit immer stär­ker zu einem Para­dig­men­wech­sel hin zu Erwei­te­run­gen des Indi­ka­ti­ons­spek­trums. So werden diese Linsen immer häufi­ger auch bei patho­lo­gi­schen Horn­häu­ten oder AMD erfolg­reich einge­setzt. Price et al.  berich­te­ten in „Cornea“, dass nach erfolg­rei­cher DMEK bei Fuchs´scher Endo­thel­dys­tro­phie EDOF, aber auch bifo­ka­le Kunst­lin­sen erfolg­reich einge­setzt werden und sowohl im Fern- als auch im Nahbe­reich gute unkor­ri­gier­te Visus­wer­te erreicht werden können. Wich­tig, so die Autoren, ist dabei, dass für die Biome­trie stabi­le, klare Horn­haut­ver­hält­nis­se post­ope­ra­tiv abge­war­tet werden. Im Bereich der AMD konn­ten Kaymak et al. bereits auf der ESCRS 2019 zeigen, dass EDOF-IOL auch bei mäßi­ger Makul­opa­thie noch gute funk­tio­nel­le Ergeb­nis­se zeigen und von den Pati­en­ten noch als posi­tiv bewer­tet werden. In der Zukunft werden diese Ergeb­nis­se sicher­lich vermehrt zum Nutzen der Pati­en­ten im klini­schen Alltag Einzug halten und auch bei vorhan­de­nen Neben­er­kran­kun­gen im Rahmen der Kata­rak­t­ope­ra­ti­on zu einer höhe­ren Bril­len­un­ab­hän­gig­keit im Alltag sorgen.

Wir konn­ten hier wieder einige moder­ne Entwick­lun­gen aus verschie­de­nen Berei­chen aufzei­gen und hoffen, damit etwas zur posi­ti­ven Gesamt­sicht auf die Zukunft in diesen etwas unge­wis­sen Zeiten beitra­gen zu können.

In diesem Sinne: Genie­ßen Sie den Sommer und blei­ben gesund!

Ihr Detlef Holland

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