Geziel­ter behan­deln dank verbes­ser­ter Ursachenforschung

Dr. Detlef Holland, Heraus­ge­ber „Surgi­cal“ © Nord­blick GmbH

Liebe Kolle­gin­nen und Kolle­gen, wieder neigt sich ein ereig­nis­rei­ches Jahr mit vielen Neue­run­gen dem Ende entge­gen. Für uns ist es auch das erste erfolg­rei­che Jahr mit Kompakt Ophthal­mo­lo­gie als neue Weiter­bil­dungs­platt­form im Inter­net. Neben vielen wich­ti­gen thera­peu­ti­schen Publi­ka­tio­nen zeigte sich, dass die Präva­lenz- und Ursa­chen­for­schung immer mehr an Bedeu­tung gewinnt.

Werfen wir zum Beispiel einen Blick auf einige Veröf­fent­li­chun­gen der letz­ten Monate. So konnte eine Arbeits­grup­pe aus Mainz um Fieß nach­wei­sen, dass ein Zusam­men­hang zwischen einem nied­ri­gen Geburts­ge­wicht und dem Auftre­ten einer alters­ab­hän­gi­gen Maku­la­de­ge­ne­ra­ti­on besteht. Diese Arbeit kann ein Hinweis darauf sein, wie bestimm­te Ursa­chen für Alters­er­kran­kun­gen den Ursprung schon in der frühen Jugend haben.

Sehr inter­es­sant sind auch die Ergeb­nis­se einer aufwen­di­gen Daten­bank­stu­die mit über 100.000 Teil­neh­mern. Nach WHO-Daten leben über 90% der Welt­be­völ­ke­rung in Gebie­ten mit einer erhöh­ten Fein­staub­be­las­tung. Chua aus London unter­such­te nun den Zusam­men­hang zwischen Luft­ver­schmut­zung und Glau­kom. Es konnte gezeigt werden, dass in Gebie­ten mit erhöh­ter Fein­staub­be­las­tung Pati­en­ten vermehrt eine Glau­kom­er­kran­kung ange­ben. Zusätz­lich besteht auch ein Zusam­men­hang zwischen einer erhöh­ten Luft­be­las­tung und einer Reduk­ti­on in der Gangli­en­zell­schicht und der inne­ren plexi­for­men Schicht. Hier zeigt sich einmal mehr wie wich­tig die Anstren­gun­gen zur Verrin­ge­rung der Luft­ver­schmut­zung nicht nur in ökolo­gi­scher Hinsicht sind.

Dass wir unser Augen­merk bei Neuro­der­mi­tis als Augen­ärz­te auch immer zum Ausschluss eines Kera­to­ko­nus auf die Horn­haut­to­po­gra­phie legen müssen, war uns allen schon lange bewusst. Eine in „Cornea“ publi­zier­te Studie zeigte nun auch einen signi­fi­kan­ten Zusam­men­hang zwischen dem Auftre­ten von Kera­to­ko­nus und der Psoria­sis. In ihrer Studie fanden Akcam et al. in einer Kohor­te von 110 an Psoria­sis erkrank­ten Perso­nen in 26 Augen eine mani­fes­te Patho­lo­gie und zwei­mal einen Kera­to­ko­nus­ver­dacht. Durch diese Infor­ma­ti­on werden mit Sicher­heit in Zukunft zahl­rei­che Kera­to­kunsfäl­le früher detek­tiert und zum Wohle der Pati­en­ten einer Thera­pie zuge­führt werden.

Inter­es­sant ist auch eine Studie aus Vancou­ver zur Asso­zia­ti­on von okulä­ren Erkran­kun­gen unter einer Thera­pie mit Immun­check­point-Inhi­bi­to­ren. Diese mono­k­lo­na­len Anti­kör­per werden immun­the­ra­peu­tisch genutzt in der Behand­lung von Mali­gno­men. Als augen­ärzt­li­che Neben­wir­kun­gen wurden insbe­son­de­re Trocken­heit, Uvei­tis, okulä­re Myas­the­nie und Augen­ent­zün­dun­gen genannt. Unter Nivo­lum­ab waren die meis­ten Neben­wir­kun­gen fest­ge­stellt worden, wobei die Myas­the­nie führend war. Unter Atezo­li­zumab traten Augen­ent­zün­dun­gen am häufigs­ten auf und unter Ipili­mum­ab Uvei­tis. Für diese Analy­se wurden 15 Jahre aus der Daten­bank der ameri­ka­ni­sche Arznei­mit­tel­be­hör­de analy­siert, wobei die Rever­se Events genau­er in Augen­schein genom­men wurden. In diesem Beispiel zeigt sich, wie wich­tig eine genaue Doku­men­ta­ti­on in klini­schen Studi­en ist und dass diese für weite­re Frage­stel­lun­gen essen­zi­ell sein kann!

Die Weih­nachts­zeit mit ihren vielen Lich­tern und Kerzen bringt mich nun noch zu meinem weite­ren Thema. Letzte Woche erhielt ich von einem glück­li­chen Pati­en­ten nach Multi­fo­kal­lin­sen­im­plan­ta­ti­on den Hinweis, dass im Morgen­ma­ga­zin eher kritisch über diese Linsen­form berich­tet wurde. Ich kann diese für mich eher vorsint­flut­li­chen Darstel­lun­gen nicht mehr verste­hen, da wir täglich zufrie­de­ne Pati­en­ten nach refrak­ti­vem Linsen­aus­tausch sehen. Insbe­son­de­re wird immer wieder nega­tiv über Proble­me mit Blen­dung und Halos im meso­pi­schen Sehen berich­tet. Natür­lich kennen wir alle diese Proble­me, insbe­son­de­re bei Trif­o­kal­lin­sen. Gerade daher würden wir ja auch nicht einem Berufs­kraft­fah­rer eine solche Linse empfeh­len. Aber dies ist nicht die größte Gruppe unse­rer Pati­en­ten. Viele Pati­en­ten wohnen in Städ­ten, pendeln kurz und arbei­ten voll­schich­tig am Schreib­tisch und PC. Diese Menschen können nach konse­quen­ter Aufklä­rung und Ausschluss von Kontra­in­di­ka­tio­nen sehr von den moder­nen trif­o­ka­len Linsen profitieren.

Mögli­che Neben­wir­kun­gen, die bei einem klei­nen Pati­en­ten­kol­lek­tiv wie den Berufs­kraft­fah­rern störend sein können, führen also immer noch dazu, dass eine Viel­zahl von Menschen aufgrund fehlen­dem Wissen in der Ärzte­schaft nicht von diesen effek­ti­ven neuen Linsen­tech­no­lo­gien profi­tie­ren können. Es ist also wich­tig, dass wir Ärzte uns immer weiter fort­bil­den und dadurch zum Wohle unse­rer Pati­en­ten neue, wirk­sa­me Errun­gen­schaf­ten wie zum Beispiel die multi­fo­ka­len oder EDOF-Linsen objek­tiv einord­nen und konse­quent nach perfek­ter Selek­ti­on einer Viel­zahl unse­rer Pati­en­ten anbieten.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine besinn­li­che Weih­nachts­zeit und einen guten Start in ein neues Jahr 2020.

Ihr Detlef Holland

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