TÜBINGEN (Biermann) – In einer neuen Studie liefern deren Autoren mit Untersuchungen von in Hornhautkulturen weitere Evidenz dafür, dass die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von SARS-CoV‑2 von einem infizierten Cornea-Transplantat-Spender auf einen Empfänger sehr gering ist.
Die Ergebnisse zeigten, dass Hornhaut- und Limbusepithelzellen offenbar gegenüber einer produktiven SARS-CoV-2-Infektion resistent sind. Die Autoren vermuten, dass dies am Fehlen robuster Rezeptorexpressionsniveaus liegen könnte, die für den Eintritt des Virus in die Wirtszelle nötig sind.
Die Wissenschaftler hatten von verstorbenen COVID-19-Patienten isolierte Hornhaut über einen Zeitraum von 4 Wochen kultiviert und die SARS-CoV-2-Replikation mittels quantitativer Echtzeit-Polymerase-Kettenreaktion (qRT-PCR) überwacht. Darüber hinaus wurden primäre Hornhautepithelzellen von gesunden Spendern ex vivo kultiviert und als Kontrolle mit SARS-CoV‑2 und humanem Cytomegalievirus (HCMV) infiziert. Den Infektionsstatus beurteilten die Forschenden mittels Western Blot und Reportergenexpression unter Verwendung grün fluoreszierender Protein-exprimierender Virusstämme. Die Expressionsniveaus des ACE2- und TMPRSS2-Rezeptors in Hornhaut- und Epithelzellen wurden mittels qRT-PCR bewertet.
In 10 der kultivierten Hornhäute konnten die Wissenschaftler innerhalb des Untersuchungszeitraumes keine SARS-CoV-2-Replikation, also keine Infektion, feststellen. Darüber hinaus führte eine SARS-CoV-2-Infektion ex vivo kultivierter Hornhautepithelzellen mit hohen Titern nicht zu einer produktiven Virusreplikation. Im Gegensatz dazu waren den Forschenden zufolge dieselben Zellen für HCMV in hohem Maße permissiv. Dieser Phänotyp könnte möglicherweise durch eine geringe ACE2- und TMPRSS2-Transkriptionsaktivität in der Hornhaut und in von Hornhaut stammenden Epithelzellen erklärt werden, vermuten die Studienautoren.
(ac)