WARSCHAU (Biermann) – Die Autoren einer aktuellen Arbeit haben gezeigt, dass die intravitreale Chemotherapie mit Melphalan ([IVM]; Zytostatikum der Gruppe der Alkylanzien) bei Kindern mit einem den Glaskörper bereits infiltrierenden Retinoblastom (RB) – neben der Primärtherapie des RB (systemische ±intraarterielle Chemotherapie) – eine wirksame und oftmals bulbuserhaltende Therapieoption darstellt. Eine solche Behandlung ist zudem nicht mit einem erhöhten Risiko für intraokuläre Komplikationen, für eine extraokuläre Ausbreitung oder für eine Fernmetastasierung assoziiert.
In ihre retrospektive monozentrische Studie schlossen die Wissenschaftler 26 Kinder (27 Augen; mittleres Alter 28,04 Monate) ein, bei denen zum Zeitpunkt der RB-Diagnose aktive Tumorzellen im Glaskörper (GK) diagnostiziert wurden. Die IVM-Therapie fand im Zeitraum 01/2017 bis 09/2020 statt, und die mittlere Beobachtungszeit seit der letzten IVM betrug 12 Monate. Die Dosierung von Melphalan lag in Abhängigkeit vom Schweregrad der GK-Invasion und dem Therapieansprechen bei 20 bis 40 µg pro Injektion und das IVM-Intervall bei 1 bis 2 Wochen. Der mittlere Beobachtungszeitraum von der letzten IVM bis zur letzten Kontrolle betrug 32,41 Monate (Median 30,0; Bereich 13,0–56,0).
Die Forscher ermittelten bei 24 Augen (88,9%) einen Therapieerfolg. Dieser wurde als kein Vorhandensein von aktiven intravitrealen Tumorzellen oder als kein Nachweis von aktiven retinalen Tumorzellen, die vom GK ausgingen, definiert. In 2 Fällen (7,4%) konstatierten die Tumorspezialisten ein retinales Rezidiv, bei dem die Ätiologie jedoch nicht eindeutig eruierbar war und bei einem Auge (3,7%) ein Therapieversagen mit unverändert aktiven Tumorzellen im GK-Raum. Ferner war in 4 Fällen eine Enukleation erforderlich, wobei die Indikation nicht aufgrund der GK-Infiltration gestellt wurde. In Bezug auf Komplikationen beobachteten die Experten bis auf eine anteriore Uveitis und eine Kataraktbildung in jeweils 1 Auge weder eine intraokuläre Inflammation noch ein extraokuläres Wachstum oder eine Fernmetastasierung.
(tt)