Refrak­ti­ve Linsenchirurgie

Partielle Monovision bei starkem Wunsch nach Brillenunabhängigkeit in Betracht ziehen

30. November 2022

HAMBURG (Bier­mann) — Pati­en­ten mit einer parti­el­len Mono­vi­si­on (PMV) sind bril­len­un­ab­hän­gi­ger und können zudem auch in der Ferne ohne Dyskom­fort wie Halos und Glare sehen. Das Konzept der PMV ist passend für Pati­en­ten, die ein hohes Verlan­gen nach Bril­len­glas­un­ab­hän­gig­keit aufweisen.
Zu diesem Ergeb­nis kam eine Studie, die Ergeb­nis­se einer parti­el­len Mono­vi­si­on mit denen einer bila­te­ra­len Implan­ta­ti­on mono­fo­ka­ler Intrao­ku­lar­lin­sen (MMV) verglich.
Die PMV-Gruppe erhielt zunächst beid­seits eine mono­fo­ka­le Intrao­ku­lar­lin­se (IOL). Drei Monate später wurde eine multi­fo­ka­le AddOn-Linse mit +3,00 dpt. in das nicht-domi­nan­te Auge implan­tiert. Die MMV-Gruppe erhielt beid­seits eine mono­fo­ka­le IOL mit dem Ziel einer leich­ten Aniso­me­tro­pie 0,0 dpt/ — 0,50 dpt). Im Rahmen der Verlaufs­kon­trol­len (mindes­tens 3 Monate nach der letz­ten Opera­ti­on) wurden unkor­ri­gier­ter Nahvi­sus (UNVA), unkor­ri­gier­ter Inter­me­di­ärvi­sus (UIVA), unkor­ri­gier­ter Fern­vi­sus (UDVA), Defo­kus­kur­ve und Lang-Stereo­test II binoku­lar gemes­sen. Weiter­hin wurden Ergeb­nis­se des Quali­ty of Vision Ques­ti­onn­aire (QoV), des Visual Func­tion Ques­ti­onn­aire (VF-14), die Bril­len­un­ab­hän­gig­keit der Pati­en­ten und deren allge­mei­ne Zufrie­den­heit bewertet.
Insge­samt wurden 27 PMV-Pati­en­ten und 28 MMV-Pati­en­ten ohne weite­re visus­re­le­van­te Augen­er­kran­kun­gen in die Analy­se einge­schlos­sen. Erwar­tungs­ge­mäß wies die PMV-Gruppe einen signi­fi­kant besse­ren UNVA (0,11 +/- 0,08 logMAR bzw. 0,56 +/- 0,16 logMAR) auf und zwischen – 2,00 und – 4,00 dpt. in the Defo­kus­kur­ve (p < 0,001). Auch für den UIVA wies die PMV-Gruppe leicht besse­re Ergeb­nis­se auf (0,11 +/- 0,10 logMAR vs 0,20 +/- 0,18 logMAR), welche jedoch nicht signi­fi­kant waren (p = 0,054). Für UDVA (- 0,13 +/- 0,09 logMAR bzw. — 0,09 +/- 0,14 logMAR) (p = 0,315) und Kontrast­emp­find­lich­keit (p = 0,667) erga­ben sich keine signi­fi­kan­ten Unter­schie­de zwischen den beiden Grup­pen. Beim Stereo­se­hen hatte die PMV-Gruppe einen Vorteil (p = 0,008). Auch für die Bril­len­un­ab­hän­gig­keit wies die PMV-Gruppe signi­fi­kant besse­re Ergeb­nis­se für Ferne, Inter­me­diärent­fer­nung und Nähe auf (Ferne p = 0,012; inter­me­di­är p < 0,001; Nähe p < 0,001). Im VF-14-Frage­bo­gen schnitt die PMV-Gruppe signi­fi­kant besser ab (p < 0,001), während der QoV-Frage­bo­gen keine signi­fi­kan­ten Unter­schie­de bezüg­lich visu­el­ler Störun­gen aufwies. Beide Pati­en­ten­grup­pen erwie­sen sich als höchst­zu­frie­den (p = 0,509). (ak)

Autoren: Knecht V et al.
Korrespondenz: vitus-andre.knecht@charite.de
Studie: Partial monovision achieved by unilateral implantation of a multifocal add-on lens with bilateral pseudophakia: evaluation and results
Quelle: Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol. 2022 Aug;260(8):2753-2762.
Web: https://doi.org/10.1007/s00417-022-05584-y

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