HAMBURG (Biermann) — Patienten mit einer partiellen Monovision (PMV) sind brillenunabhängiger und können zudem auch in der Ferne ohne Dyskomfort wie Halos und Glare sehen. Das Konzept der PMV ist passend für Patienten, die ein hohes Verlangen nach Brillenglasunabhängigkeit aufweisen.
Zu diesem Ergebnis kam eine Studie, die Ergebnisse einer partiellen Monovision mit denen einer bilateralen Implantation monofokaler Intraokularlinsen (MMV) verglich.
Die PMV-Gruppe erhielt zunächst beidseits eine monofokale Intraokularlinse (IOL). Drei Monate später wurde eine multifokale AddOn-Linse mit +3,00 dpt. in das nicht-dominante Auge implantiert. Die MMV-Gruppe erhielt beidseits eine monofokale IOL mit dem Ziel einer leichten Anisometropie 0,0 dpt/ — 0,50 dpt). Im Rahmen der Verlaufskontrollen (mindestens 3 Monate nach der letzten Operation) wurden unkorrigierter Nahvisus (UNVA), unkorrigierter Intermediärvisus (UIVA), unkorrigierter Fernvisus (UDVA), Defokuskurve und Lang-Stereotest II binokular gemessen. Weiterhin wurden Ergebnisse des Quality of Vision Questionnaire (QoV), des Visual Function Questionnaire (VF-14), die Brillenunabhängigkeit der Patienten und deren allgemeine Zufriedenheit bewertet.
Insgesamt wurden 27 PMV-Patienten und 28 MMV-Patienten ohne weitere visusrelevante Augenerkrankungen in die Analyse eingeschlossen. Erwartungsgemäß wies die PMV-Gruppe einen signifikant besseren UNVA (0,11 +/- 0,08 logMAR bzw. 0,56 +/- 0,16 logMAR) auf und zwischen – 2,00 und – 4,00 dpt. in the Defokuskurve (p < 0,001). Auch für den UIVA wies die PMV-Gruppe leicht bessere Ergebnisse auf (0,11 +/- 0,10 logMAR vs 0,20 +/- 0,18 logMAR), welche jedoch nicht signifikant waren (p = 0,054). Für UDVA (- 0,13 +/- 0,09 logMAR bzw. — 0,09 +/- 0,14 logMAR) (p = 0,315) und Kontrastempfindlichkeit (p = 0,667) ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Beim Stereosehen hatte die PMV-Gruppe einen Vorteil (p = 0,008). Auch für die Brillenunabhängigkeit wies die PMV-Gruppe signifikant bessere Ergebnisse für Ferne, Intermediärentfernung und Nähe auf (Ferne p = 0,012; intermediär p < 0,001; Nähe p < 0,001). Im VF-14-Fragebogen schnitt die PMV-Gruppe signifikant besser ab (p < 0,001), während der QoV-Fragebogen keine signifikanten Unterschiede bezüglich visueller Störungen aufwies. Beide Patientengruppen erwiesen sich als höchstzufrieden (p = 0,509). (ak)
Refraktive Linsenchirurgie
Partielle Monovision bei starkem Wunsch nach Brillenunabhängigkeit in Betracht ziehen
30. November 2022
Autoren: Knecht V et al.
Korrespondenz: vitus-andre.knecht@charite.de
Studie: Partial monovision achieved by unilateral implantation of a multifocal add-on lens with bilateral pseudophakia: evaluation and results
Quelle: Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol. 2022 Aug;260(8):2753-2762.
Web: https://doi.org/10.1007/s00417-022-05584-y