BERLIN (Biermann) – Laut einer aktuell veröffentlichten Untersuchung stellt die Protonentherapie für Patienten mit Irismelanom in einem günstigen Stadium eine wirksame, nichtinvasive Behandlungsoption dar. In der vorgestellten Studie war eine Bestrahlung des vorderen Augenabschnitts für bis zu 10 Stunden mit einem geringen Risiko für die Entwicklung eines sekundären Glaukoms und eines Sehverlustes verbunden.
Die Forschenden hatten in ihrer retrospektive, monozentrischen Fallstudie 225 Patienten mit Irismelanom untersucht, die zwischen 1998 und 2020 an der Charité-Universitätsmedizin Berlin mit einer Protonenstrahltherapie behandelt wurden. Im Mittelpunkt der Analysen standen die lokale Tumorkontrolle, die Raten bzgl. des Erhalts des Augapfels, das metastasenfreie Überleben, chirurgische Eingriffe im Zusammenhang mit Katarakten und Glaukomen, der Augeninnendruck und Veränderungen der Sehschärfe.
Von 192 Patienten, bei denen Tumore auf die Iris beschränkt waren (T1a‑c) und die sich einer Protonentherapie als Primärbehandlung unterzogen, wurden insgesamt 166 Patienten (Durchschnittsalter 58,4 Jahre; 88 Frauen) mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens 6 Monaten in die Analyse aufgenommen. Bei 77 (46,4%) Patienten lag eine multifokale oder diffuse Tumorausbreitung vor. Die Betroffenen wurden im Median 54,0 Monate lang (Interquartilbereich 27,4–91,8) nachbeobachtet. Bei 2 Patienten (1,2%) mit umschriebenem Irismelanom kam es zu einem Lokalrezidiv. Wie die Forschenden berichten, war nur in den wenigsten Fällen eine Enukleation notwendig (5,3%), und bei keinem der Patienten kam es zu einer Metastasierung. Ein großes Behandlungsfeld identifizierten die Studienautoren als Risikofaktor für die Entwicklung eines Sekundärglaukoms (HR 6,3; p<0,001) und für nachfolgende chirurgische Eingriffe (HR 10,85; p<0,001). In der Gruppe von Patienten mit einem großen Behandlungsfeld zeigte sich ein signifikanter Rückgang der Sehschärfe, der mit einem Sekundärglaukom verbunden war (HR 3,40; p=0,002).
(ac)