HUALIEN (Biermann) – Einer aktuellen Studie zufolge steigt bei Patienten mit einem primär chronischen Offenwinkelglaukom (POWG), die topische Carboanhydrasehemmer (CAI) verwenden und eine fortgeschrittene chronische Nierenerkrankung (CKD) aufweisen, das Risiko für eine Dekompensation der Nierenfunktion, eine metabolischen Azidose und eine Langzeit-Dialyse signifikant an. Laut den Autoren der Arbeit sollte bei diesem Kollektiv daher die topische Applikation von CAI (bspw. Dorzolamid- oder Brinzolamid-Augentropfen) eine Therapieoption der zweiten Wahl darstellen.
In ihre bundesweite bevölkerungsbasierte Kohortenstudie mit Daten aus der Taiwan´s National Health Insurance Research Datenbank schlossen die Wissenschaftler im Zeitraum Januar 2000 bis Juni 2009 insgesamt 28.582 Patienten mit einer fortgeschrittenen CKD (Prädialyse-Stadium 5; Kreatininspiegel >6 mg/dl; Hämatokritspiegel <28%; Einnahme Erythropoese-stimulierender Medikamente) ein, bei denen nach der Glaukomdiagnose (n=2423) eine Therapie mit topischen Antiglaukomatosa, einschließlich CAI, begonnen wurde. Mithilfe der Kaplan-Meier-Analyse verglich die Arbeitsgruppe die kumulative Inzidenz von Mortalität, Langzeitdialyse (>90 Tage) sowie metabolischer Azidose im Zeitverlauf zwischen Patienten, die CAI applizierten (n=257; mittleres Alter 61,8±12,9 Jahre) mit solchen, die andere AGM (n=2166; mittleres Alter 66,8±11,5 Jahre) einsetzten. Diese Parameter wurden als primäre Endpunkte festgelegt.
Die Forscher ermittelten, dass die Inzidenz einer Langzeitdialyse in der CAI-Gruppe im Vergleich zur Nicht-CAI-Gruppe signifikant höher ausfiel (1216,85 vs. 764,17 Ereignisse pro 100 Patientenjahre; adjustierte HR nach Anpassung von initialen Kovariaten 1,17; 95%-KI 1,01–1,37; p=0,041). Ebenso war auch die Inzidenz für Einweisungen in ein Krankenhaus aufgrund einer metabolischen Azidose bei den CAI-Konsumenten höher als bei den Komparatoren (21,54 vs. 11,87 pro 100 Patientenjahre; aHR 1,89; 95%-KI 1,07–3,36; p=0,029).
(tt)