Primä­res Offen­win­kel­glau­kom und mitt­le­rer arte­ri­el­ler Blutdruck

Starke Variabilität und Dips können eine Progression beschleunigen

13. Dezember 2022

LÖWEN (Bier­mann) – Bei dem mitt­le­ren arte­ri­el­len Blut­druck (MAD) handelt es sich um den durch­schnitt­li­chen – unab­hän­gig von systo­li­schen und diasto­li­schen Schwan­kun­gen – im Gefäß­sys­tem herr­schen­den Mittel­wert des hydro­dy­na­mi­schen Blut­drucks (Norm: 70–105 mmHg). Eine aktu­el­le Studie hat nun gezeigt, dass sich eine hohe Varia­bi­li­tät und extre­me Hypo­to­nie-Peaks des MAD tags­über sowie persis­tie­ren­de nächt­li­che Hypo­to­nie­pha­sen als Risi­ko­fak­to­ren für eine Progres­si­on bei Pati­en­ten mit einem primä­ren Offen­win­kel­glau­kom (POWG) erweisen.

In ihre retro­spek­ti­ve Longi­tu­di­nal­stu­die schlos­sen die Wissen­schaft­ler 110 Pati­en­ten mit einem POWG ein, bei denen 24-Stun­den-Blut­druck­mes­sun­gen über eine media­ne Beob­ach­tungs­zeit von 9 Jahren vorla­gen. Die Arbeits­grup­pe legte als Endpunk­te die funk­tio­nel­le (mitt­le­re Abwei­chung [MD] im Gesichts­feld) und struk­tu­rel­le (Cup-Disc-Ratio; [CDR]) Progres­si­on fest. Die Forschen­den berech­ne­ten die vom Mittel­wert unab­hän­gi­ge MAD-Varia­bi­li­tät (VIMmap) am Tag und in der Nacht, defi­nier­ten Dips als die 5 nied­rigs­ten MAD-Abfäl­le tags­über bzw. die 3 nied­rigs­ten nachts und kalku­lier­ten die Nacht-zu-Tag-Ratio. Zusätz­lich evalu­ier­ten sie mithil­fe von gemisch­ten Model­len die Progres­si­on der Gesichts­feld­de­fek­te und der CDR im Zusam­men­hang mit den MAD-Befun­den am Tag und in der Nacht.

Die Forscher ermit­tel­ten, dass die funk­tio­nel­le Progres­si­on mit der VIMmap (-2,57 dB Verschlech­te­rung der MD pro 3 mmHg Anstieg der VIMmap; p<0,001) sowie mit den MAD-Dips tags­über (MD-Verschlech­te­rung zwischen ‑2,56 bis ‑3,19 dB; p<0,001) asso­zi­iert war. Des Weite­ren war jeder Abfall des MAD um 5 mmHg in der Nacht mit einer MD-Verschlech­te­rung um ‑1,14 dB (95%-KI ‑1,90 bis ‑0,40) sowie einer Vergrö­ße­rung der CDR um 0,01 (95%-KI 0,01–0,02) verbun­den. Zudem beob­ach­te­ten die Exper­ten, dass eine nied­ri­ge Nacht-zu-Tag-Ratio mit beiden Endpunk­ten asso­zi­iert war (p≤0,012).

Die Autoren empfeh­len zur Ursa­chen­de­tek­ti­on einer unge­wöhn­lich schnel­len Progres­si­on bei diesem Pati­en­ten­kol­lek­tiv 24-Stun­den-MAD-Messun­gen durchzuführen.

(tt)

Autoren: Melgarejo JD et al.
Korrespondenz: Zhen-Yu Zhang; zhenyu.zhang@kuleuven.be
Studie: Progression of functional and structural glaucomatous damage in relation to diurnal and nocturnal dips in mean arterial pressure
Quelle: Front Cardiovasc Med 2022; Nov 15;9:1024044.
Web: dx.doi.org/10.3389/fcvm.2022.1024044

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