JACKSONVILLE (Biermann) Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass sich die Pathogenese einer Papillenblutung (DH) bei Glaukompatienten mit relativ niedrigen medianen Werten des Augeninnendruckes ([IOD]; <16 mmHg; low tension optic disc hemorrhages; [LTDH]) von solchen mit einem höheren IOD (≥16 mmHg; high tension DH; [HTDH] unterscheidet.
In ihre prospektive Studie schlossen die Wissenschaftler 33 Patienten/Augen (mittleres Alter 62,3±13 Jahre) mit einem behandelten Offenwinkelglaukom und einer DH ein und teilten sie zum Zeitpunkt der DH-Diagnose in die LTDH-Gruppe (n=22; mittlerer IOD 12,0±1,9 mmHg) und die HTDH-Gruppe (n=11; mittlerer IOD 18,6±2,9 mmHg) auf. Die Arbeitsgruppe evaluierte und verglich intergruppal insbesondere die Spiegel von Endothelin‑1 (ET‑1) im Blut, mithilfe der Laser-Doppler-Bildgebung (LDI) den oberflächlichen mikrovaskulären Blutfluss in den Fingerspitzen vor einer Kälteprovokation bzw. nach 1, 10 sowie 20 min sowie mittels der Nagelfalz-Kapillarmikroskopie (NC) das Vorhandensein von Blutungen und/oder Gefäßektasien.
Die Forscher ermittelten in der LTDH-Gruppe einen um 65% signifikant höheren ET-1-Blutspiegel im Vergleich zur HTDH-Gruppe (2,27±1,46 vs. 1,37±0,57 pg/ml; p=0,03). Zudem korrelierten die Blutwerte von ET‑1 signifikant negativ mit dem IOD-Wert bei der DH-Diagnose (r= ‑0,45; p=0,02). Ferner eruierten die Experten, dass der Blutfluss 10 bzw. 20 min nach der Kältestimulation in der LTDH-Kohorte signifikant niedriger ausfiel als in der HTDH-Kohorte (233±109 vs. 382±55 Perfusions-Einheiten [PU]; 249±116 vs. 397±47 PU; beide p<0,01).
Die Studienautoren vermuten als zugrunde liegende Mechanismen in der LTDH-Gruppe eine periphere vaskuläre Dysfunktion mit erhöhten Blutwerten von Faktoren, die an der Regulation der Durchblutung beteiligt sind und in der HTDH-Gruppe IOD-induzierte mechanische Blutungen kleiner peripapillärer Gefäße. Sie empfehlen daher, den systemischen Perfusionsstatus im Rahmen einer antiglaukomatösen Therapieplanung zu berücksichtigen.
(tt)