LOUVAIN (Biermann) – Bei den Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI) handelt es sich um monoklonale Antikörper (AK), die insbesondere bei fortgeschrittenen Tumoren zum Einsatz kommen und inhibitorische Oberflächenrezeptoren (Immuncheckpoints) auf T‑Zellen blockieren, die durch bestimmte Tumore mit dem Ziel, der zellulären Immunüberwachung zu entgehen, stimuliert werden können. Die Autoren einer aktuellen Arbeit geben nun einen Überblick über wichtige okuläre, immunvermittelte unerwünschte Ereignisse (irUE) unter einer Therapie mit ICI, da diese die immunologische Eigentoleranz verändern und zu einer Autoaggression gegen gesundes Gewebe führen können.
Die Wissenschaftler führten eine Literaturrecherche in Web of Science, Embase und Pubmed durch und selektierten 179 Studien mit insgesamt 290 Patienten, die alleine oder kombiniert mit ICI behandelt wurden und bei denen okuläre irUE beobachtet wurden.
Die Forscher ermittelten als häufigste Malignome, die behandelt wurden, Melanome (n=179; 61,7%) sowie Lungenkarzinome (n=56; 19,3%). Nivolumab (AK gegen PD‑1; n=123; 42,5%) sowie Ipilimumab (AK gegen CTLA‑4; n=116; 40,0%) erwiesen sich als die primär ordinierten ICI. Des Weiteren stellten die Ophthalmo-Onkologen fest, dass eine Uveitis (nach 2 Wochen‑2 Jahren) als häufigstes irUE auftrat (n=134; 46,2%) und hauptsächlich im Zusammenhang mit einem Melanom stand. Ferner wurden als zweithäufigste irUE neuroophthalmologische Pathologien (nach 1 Woche‑5 Jahren) – insbesondere bei Lungenkrebs – beobachtet, die u.a. eine Myasthenia gravis sowie eine Beteiligung der Hirnnerven umfassten (n=71; 24,5%). Darüber hinaus konstatierten die Experten, dass weitere irUE im Bereich der Orbita (n=33; 11,4%; nach 10 Tagen‑8 Monaten), der Kornea (n=30; 10,3%; nach 1 Woche-18 Monaten) sowie der Retina (n=26; 9,0%; nach 5 Tagen‑2 Monaten) beschrieben wurden.
Die Autoren betonen abschließend, dass die Kenntnis über irUE bei einer ICI-Therapie zu einem besseren Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen führen kann und es ermöglicht, tatsächliche irUE von paraneoplastischen Ereignissen zu differenzieren.
(tt)