OAKLAND (Biermann) – Checkpoint-Inhibitoren (CPI) bezeichnen immunonkologische Therapeutika, die als monoklonale Antikörper inhibitorische Oberflächenrezeptoren (Immuncheckpoints) u.a. auf T‑Zellen blockieren, um so die durch Tumorzellen induzierte Deaktivierung des Immunsystems zu stoppen. Da CPI jedoch auch durch eine Veränderung der immunologischen Eigentoleranz zu einer Autoaggression gegen gesundes Gewebe führen können, heben die Autoren einer neuen Veröffentlichung häufige okuläre inflammatorische Befunde in diesem Kontext hervor, um diese Pathogenese differenzialdiagnostisch in Erwägung zu ziehen.
In ihre retrospektive Fallstudie schlossen die Wissenschaftler 5061 Patienten ein, die im Zeitraum 2012 bis 2018 im Kaiser Permanente Medical Center (Kalifornien; USA) mit CPI behandelt und mindestens 1‑mal in der Augenklinik untersucht wurden. Die Arbeitsgruppe legte als Hauptendpunkte die Form und Dauer der okulären Inflammation, die Indikation für die CPI-Behandlung und deren Dauer sowie den Zeitraum zwischen der CPI-Exposition und der Diagnose der okulären Inflammation fest.
Die Forscher ermittelten, dass 31 der 5061 Patienten (0,61%; mittleres Alter 67±11,9; [Bereich 38–89]) eine CPI-assoziierte okuläre Inflammation aufwiesen. Der mittlere Zeitraum bis zu den okulären Komplikationen lag bei 6,8±5,5 Monaten (Bereich 0,5–17). Des Weiteren konstatierten die Experten, das die Befunde bei 87% der Patienten bilateral auftraten und bei 43% chronisch verliefen. Die mittlere ophthalmologische Beobachtungszeit betrug 16±18 Monate (Bereich 0–71). Ferner wurde eine anteriore Uveitis mit 52% (16/31) am häufigsten diagnostiziert, gefolgt von einer serösen Ablatio und einer Panuveitis (23%; 7/31), deren Befunde solchen bei einem Vogt-Koyanagi-Harada-Syndrom ähnelten, einer Diplopie oder okulären Motilitätsstörungen (19%; 6/31) sowie einer Papillitis (13%; 4/31). In jeweils 1 Fall (3,2%) kam es zu einer Melanom-assoziierten Retinopathie, einem Hornhautödem, einer granulomatösen Inflammation der Tränendrüse sowie einer choroidalen Neovaskularisation.
(tt)