ERLANGEN (Biermann) – Die XEN-Gel-Stentimplantation stellt bei Patienten mit einem Offenwinkelglaukom (OWG) ein geeignetes minimalinvasives glaukomchirurgisches Verfahren (MIGS) dar. Eine aktuelle Studie hat nun gezeigt, dass dieser Eingriff oftmals zu einer frühen postoperativen, transienten und komplikationslosen Hypotonie führt. Laut den Autoren der Arbeit kommt es jedoch in seltenen Fällen auch zu ernsthafteren Hypotonie-bedingten Komplikationen, die eine Intervention erfordern und häufiger bei einer größeren axialen Bulbuslänge beobachtet werden.
Die Wissenschaftler überprüften retrospektiv medizinische Aufzeichnungen zu 136 Patienten (170 Augen) mit einem OWG, bei denen eine XEN-Implantation ± Phakoemulsifikation durchgeführt wurde. Die Arbeitsgruppe legte als primäre Endpunkte die Inzidenz der postoperativen Hypotonie sowie deren potenzielle Risikofaktoren fest. Zu den sekundären Endpunkten zählten die Sehschärfe (VA) und der Augeninnendruck (IOD).
Die Forscher ermittelten, dass 57% der Augen eine postoperative Hypotonie mit einem IOD ≤6 mmHg entwickelten. In 70,1% dieser Fälle blieb die Hypotonie asymptomatisch, bei 13,3% lagen nur kurzfristige Komplikationen vor, die sich spontan zurückbildeten und bei 16,5% der Augen kam es zu unerwünschten Ereignissen (abgeflachte Vorderkammer; Aderhautschwellung), bei denen eine Behandlung (Viskoelastikum in die Vorderkammer) notwendig war. Des Weiteren stellten die Glaukomspezialisten fest, dass sich die mittlere VA (0,47±0,46 logMAR; 0,33 dezimal) präoperativ und 4 Wochen postoperativ – auch nach Differenzierung der Augen in ± postoperativer Hypotonie – nicht signifikant unterschied. Demgegenüber verbesserte sich der mittlere IOD von 24,6±8,4 mmHg präoperativ auf 18,4±10,2 mmHg nach 4 Wochen. Darüber hinaus konstatierten die Experten, dass Augen mit einer axialen Länge >24,3 mm ein 3‑fach erhöhtes Risiko für eine postoperative Hypotonie aufwiesen (OR 3,226; 95%-KI 1,121–9,279), wobei sich das Risiko bei einem kombinierten Eingriff hingegen wieder signifikant verringerte (OR 0,483; 95%-KI 0,258–0,903).
(tt)