Neu auftre­ten­de diabe­ti­sche Retinopathie

GLP-1-Rezeptoragonisten und visusbedrohende Komplikationen bei Typ-2-Diabetikern

1. September 2025

BIERMANN – Burling­ton (USA). In einer aktu­el­len Kohor­ten­stu­die mit Typ-2-Diabe­ti­kern hat sich gezeigt, dass der Einsatz von Gluca­gon-like Pepti­de-1-Rezep­to­r­ago­nis­ten (GLP‑1 RAs) mit einem leicht erhöh­ten Risiko für eine neu auftre­ten­de diabe­ti­sche Reti­no­pa­thie (DR) einher­geht. Aller­dings, so schrei­ben die Verfas­ser der Arbeit auch, hätten weni­ger Pati­en­ten unter GLP-1-RAs DR-Kompli­ka­tio­nen erlit­ten, die ihr Sehver­mö­gen gefähr­de­ten. Dies sei sogar bei denje­ni­gen zu beob­ach­ten gewe­sen, bei denen bereits vor der Thera­pie mit GLP-1-RAs eine DR bestan­den hatte.

Nach Ansicht der Studi­en­au­toren lassen diese Forschungs­er­geb­nis­se die Schluss­fol­ge­rung zu, dass alle Typ-2-Diabe­ti­ker, die GLP-1-RAs erhal­ten, regel­mä­ßig darauf­hin gescre­ent und beob­ach­tet werden soll­ten, ob sich Diabe­tes­kom­pli­ka­tio­nen entwickeln.

Wie Erst­au­tor David J. Ramsey von der Chan–Lahey School of Medi­ci­ne der Univer­si­ty of Massa­chu­setts und Kolle­gen in „JAMA Open Network“ schrei­ben, sind GLP-1-RAs mit einem erhöh­ten Risiko für eine DR und eine nicht­ar­te­ri­i­ti­sche ante­rio­re ischä­mi­sche Opti­kus­neu­ro­pa­thie (NAION) asso­zi­iert. Das Risiko sehkraft­be­dro­hen­der Kompli­ka­tio­nen im Zusam­men­hang mit GLP-1-RAs sei aber unzu­rei­chend erforscht. Das Wissen­schaft­ler­team unter­such­te daher in einer retro­spek­ti­ven Kohor­ten­stu­die an >185.000 Perso­nen, ob es bei Typ-2-Diabe­ti­kern einen Zusam­men­hang zwischen der Anwen­dung von GLP-1-RAs und der Entwick­lung von DR‑, NAION- oder DR-Kompli­ka­tio­nen gibt.

Die unter­such­te Kohor­te bilde­ten Erwach­se­ne (Alter ≥18 Jahren) mit Typ-2-Diabe­tes und einem aktu­el­len Hämo­glo­bin-A1c-Wert von ≥6,5%, zu denen sich im Zeit­raum 01.01.2015–30.09.2022 Infor­ma­tio­nen in der TriNetX-Daten­bank befan­den. Man teilte die Kohor­te in 2 Grup­pen ein – adjus­tiert anhand der Ausgangs­merk­ma­le mittels Neigungs-Score-Matching (PSM) –, basie­rend darauf, ob die Perso­nen Rezep­te für ein GLP-1-RA erhal­ten hatten oder nicht. Als Expo­si­ti­on waren ≥2 Verschrei­bun­gen eines GLP-1-RA im Abstand von 6 Mona­ten definiert.

Nach dem PSM ermit­tel­ten die Studi­en­au­toren für 185.066 Perso­nen (mitt­le­res Alter 59,0 [SD 12,5] Jahre; 93.389 Frauen [50,5%]) eine Verschrei­bung von GLP-1-RAs. Die Verwen­dung dieser Medi­ka­men­te war mit einer erhöh­ten DR-Inzi­denz asso­zi­iert (HR 1,07; 95%-KI 1,03–1,11), während die Wissen­schaft­ler beim Risiko für eine NAION kein statis­tisch signi­fi­kan­ter Unter­schied beob­ach­te­ten (HR 1,26; 95%-KI 0,94–1,70).

In einer Unter­grup­pen­ana­ly­se von 32.695 Pati­en­ten mit vorbe­stehen­der DR waren GLP-1-RAs nicht mit der Progres­si­on zu proli­fe­ra­ti­ver DR (HR 1,06 ;95%-KI 0,97–1,15) oder diabe­ti­schem Maku­la­ödem (HR 0,98; 995%-KI 0,95–1,01) verbun­den, jedoch mit einem gerin­ge­ren Auftre­ten von Blutun­gen in den Glas­kör­per (HR 0,74; 95%-KI 0,68–0,80), neovas­ku­lä­rem Glau­kom (HR 0,78; 95%-KI  0,68–0,88) oder Blind­heit (HR 0,77; 95%-KI 0,73–0,82).

(ac)

Autoren: Ramsey DJ et al.
Korrespondenz: Sarju Ganatra; sarju.ganatra@lahey.org
Studie: GLP-1 Receptor Agonists and Sight-Threatening Ophthalmic Complications in Patients With Type 2 Diabetes
Quelle: JAMA Netw Open 2025;8(8):e2526321.
doi: 10.1001/jamanetworkopen.2025.26321

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