Kera­to­konus

Supplementierung von Vitamin D als Gamechanger?

22. Oktober 2025

BIERMANN — Mailand (Itali­en). Eine prospek­ti­ve inter­ven­tio­nel­le Single-Center-Studie aus Itali­en ging der Frage nach, ob eine Vitamin-D-Supple­men­tie­rung (Vit D) das lokale Fort­schrei­ten der Erkran­kung sowie syste­mi­sche Entzün­dun­gen, Kolla­gen­ab­bau und oxida­tiv­en Stress bei Jugend­li­chen mit Kera­to­konus (KC) und Vitamin-D-Mangel beein­flus­sen kann.

Einge­schlos­sen wurden 40 Pati­en­ten im Alter von 12,2 bis 19,9 Jahren mit Kera­to­konus und Vitamin D‑Mangel (<30 ng/ml).

Den Pati­en­ten wurde gemäß dem Behand­lungs­stan­dard für sechs Monate Vitamin D verschrie­ben. Die Nach­be­ob­ach­tungs­zeit lag bei zwölf Mona­ten. Bei jedem Besuch wurden der beste bril­len­kor­ri­gier­te Visus, die maxi­ma­len Horn­hau­t­ra­di­en (Kmax) und die Horn­haut­di­cke an der dünns­ten Stelle der Horn­haut gemes­sen. Zu Beginn und im sechs­ten Monat wurden Blut­pro­ben entnom­men, um den Vitamin-D-Spie­gel und syste­mi­sche Biomar­ker für Entzün­dun­gen, Kolla­gen­ab­bau und oxida­tiv­en Stress mittels ELISA oder Echt­zeit-Poly­me­ra­se­ket­ten­re­ak­ti­on zu messen. Bei 20 Pati­en­ten wurde zu Beginn und sechs­ten Monat eine voll­stän­di­ge RNA-Sequen­zie­rung durchgeführt.

Der primä­re Endpunkt der Studie war der Prozent­satz der Pati­en­ten mit einer Kmax-Progres­si­on von weni­ger als 1 Diop­trie (dpt) während der gesam­ten Studie (d. h. stabi­le Patienten).

Insge­samt blie­ben 65% der Pati­en­ten nach zwölf Mona­ten stabil (75% der Augen). Insbe­son­de­re der beste bril­len­kor­ri­gier­te Visus, Kmax und die dünns­te Horn­haut­di­cke blie­ben während des zwölf­mo­na­ti­gen Beob­ach­tungs­zeit­raums stabil. ELISA-Tests an Blut­plas­ma zeig­ten, dass Vitamin D die Expres­si­on des Vitamin-D-binden­den Prote­ins hoch­re­gu­lier­te. QPCR-Tests an peri­phe­ren Leuko­zy­ten zeig­ten einen Anstieg der Expres­si­on von VDR und CD14 ohne Verän­de­run­gen der wich­tigs­ten Enzyme, die an der Aktivierung/Deaktivierung von Vitamin D betei­ligt sind. 

ELISA- und qPCR-Tests zeig­ten die Modu­la­ti­on des Kolla­gen­ab­baus und der Kolla­gen­ver­net­zung. Die Subgrup­pen­ana­ly­se mit RNA-Sequen­zie­rung zeigte unter­schied­li­che Reak­tio­nen auf die Vitamin-D-Behand­lung. Bei den Pati­en­ten, die auf die Behand­lung anspra­chen, kam es zu einer Herun­ter­re­gu­lie­rung der Entzün­dungs- und Throm­bo­zy­ten­ak­ti­vie­rungs­we­ge und zu einer Hoch­re­gu­lie­rung des Proteoglykanstoffwechsels/der Proteoglykanbiosynthese.

Die Autoren schluss­fol­ger­ten aus ihren Ergeb­nis­sen, dass eine Vitamin-D-Supple­men­tie­rung das Fort­schrei­ten der KC bei jugend­li­chen Pati­en­ten mit Vitamin-D-Mangel mögli­cher­wei­se durch die Modu­la­ti­on der syste­mi­schen Entzün­dung, die Hemmung des Kolla­gen­ab­baus und die Förde­rung der Proteo­gly­kan­syn­the­se beein­flus­sen kann. Die Ergeb­nis­se würden stark darauf hindeu­ten, dass die KC die okulä­re Mani­fes­ta­ti­on einer syste­mi­schen Erkran­kung sein könne, so die Autoren. 

(ak)

Autoren: Bartolomeo N et al.
Korrespondenz: ferrari.giulio@hsr.it
Studie: The Effects of Vitamin D on Keratoconus Progression
Quelle: Am J Ophthalmol. 2025 Aug:276:235-251.
Web: https://doi.org/10.1016/j.ajo.2025.04.009

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