MAINZ (Biermann) — Im Rahmen der bevölkerungsbasierten, prospektiven, monozentrischen Kohortenstudie Gutenberg Health Study wurden 12.423 Probanden im Alter von 40–80 Jahren im 5‑Jahres-Follow-up untersucht. Die Probanden wurden einer detaillierten Anamnese sowie einer allgemeinen und augenärztlichen Untersuchung einschließlich Scheimpflug-Bildgebung unterzogen. Die Diagnose eines Keratokonus erfolgte in zwei Schritten: Alle Probanden mit auffälliger TKC-Analyse der Hornhauttomographie wurden in die weitere Einstufung einbezogen. Prävalenz und 95 %-Konfidenzintervalle wurden berechnet. Eine logistische Regressionsanalyse wurde durchgeführt, um den Zusammenhang mit Alter, Geschlecht, BMI, Schilddrüsenhormon, Rauchen, Diabetes, arterieller Hypertonie, Atopie, Allergie, Steroidkonsum, Schlafapnoe, Asthma und Depression zu untersuchen.
Von 10.419 Probanden wurden 75 Augen von 51 Probanden als Augen mit Keratokonus eingestuft. Die Prävalenz für Keratokonus in der deutschen Kohorte betrug damit 0,49 % (1:204; 95 %-KI: 0,36–0,64 %) und war über die Altersjahrzehnte annähernd gleichmäßig verteilt. Es konnte keine geschlechtsspezifische Prädisposition nachgewiesen werden. Die logistische Regression zeigte in der Stichprobe keinen Zusammenhang zwischen Keratokonus und Alter, Geschlecht, BMI, Schilddrüsenhormon, Rauchen, Diabetes, arterieller Hypertonie, Atopie, Allergie, Steroidkonsum, Schlafapnoe, Asthma und Depression.
Die Autoren der Studie zogen aus ihren Ergebnissen den Schluss, dass die Prävalenz eines Keratokonus in einer überwiegend kaukasischen Bevölkerung unter Verwendung modernster Technologien (Scheimpflug-Bildgebung) etwa zehnmal höher ist als bisher in der Literatur (1:2000) berichtet. Entgegen früheren Annahmen wurden keine Zusammenhänge mit Geschlecht, bestehender Atopie, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Diabetes, Rauchen und Depressionen gefunden. (ak)