Kera­to­ko­nus

Hinweise auf Kollagen-Erkrankung des gesamten Auges

7. März 2023

MAILAND (Bier­mann) — Der Kera­to­ko­nus (KC) ist eine Erkran­kung der Horn­haut. Aber stimmt das wirk­lich? Eine italie­ni­sche Studie konnte nun Hinwei­se darauf finden, dass der Kera­to­ko­nus mögli­cher­wei­se eine Mani­fes­ta­ti­on einer kolla­ge­nö­sen Erkran­kung des gesam­ten Auges sein könnte.

In der Studie wurden insge­samt 32 Augen von Kera­to­ko­nus-Pati­en­ten mit eben­falls 32 Augen alters- und bulbus­län­gen­an­ge­pass­ter Kontroll-Pati­en­ten vergli­chen. Fast alle der unter­such­ten Kera­to­ko­nus-Augen (97%) wiesen ein frühes Kera­to­ko­nus-Stadi­um auf. 

Mittels Opti­scher Kohä­renz-Tomo­gra­pie (OCT) der vorde­ren Augen­ab­schnit­te, Placi­do-Schei­ben-Topo­gra­phie der Horn­haut, Swept-Source-OCT sowie OCT-Angio­gra­phie (OCT‑A) wurden der Status von Lamina cribro­sa (LC), die peri­pa­pil­lä­re Nerven­fa­ser­schicht (peri­pa­pil­la­ry reti­nal nerve fiber layer, RNFL) sowie die mikro­vasku­lä­re Versor­gung von Makula und peri­pa­pil­lä­rer Region unter­sucht. Ermit­telt wurde der LC-Curvat­u­re-Index um die poste­rio­re Krüm­mung der LC zu klas­si­fi­zie­ren. Errech­net wurden außer­dem Gefäß­dich­te und Gefäß­län­gen-Dichte des ober­fläch­li­chen maku­lä­ren Kapil­lar­ple­xus, des tiefen Kapil­lar­ple­xus, der Chorio­ka­pil­la­ris und des radia­len peri­pa­pil­lä­ren Kapillarplexus.

Bei KC-Pati­en­ten fand sich eine Reduk­ti­on der peri­pa­pil­lä­ren RNFL-Dicke (104,8 +/- 11,9 µm vergli­chen mit 110,7 +/- 10,5 µm; P = 0,039) und der Gefäß­dich­te des peri­pa­pil­lä­ren Gefäß­ple­xus (46,31% +/- 3% vergli­chen mit 43,82% +/- 4%; P = 0,006) im Vergleich zu Pati­en­ten der Kontroll­grup­pe. Diese Verän­de­run­gen fanden sich im tempo­ra­len Sektor und waren mit einem höhe­ren LC-Kurvatur-Index verge­sell­schaf­tet 9,9% +/- 2,6% bzw. 8,48% +/- 1,7%; P = 0,012).
Die mitt­le­re Gefäß­dich­te des super­fi­zi­el­len maku­lä­ren Kapil­lar­ple­xus war bei Augen mit KC um drei Prozent­punk­te gerin­ger als in der gesun­den Kontroll­grup­pe (P < 0,001).

Der Kera­to­ko­nus in einem frühen Stadi­um könne, so die Autoren, charak­te­ri­siert werden durch eine poste­rio­re Krüm­mung der LC, einer subti­len Verdün­nung der peri­pa­pil­lä­ren RNFL und einer Verrin­ge­rung der Gefäß­ver­sor­gung. Somit könnte es sich um eine kolla­ge­nö­se Erkran­kung des gesam­ten Auges handeln. (ak)

Autoren: Pierro L et al.
Korrespondenz: bianco.lorenzo@hsr.it
Studie: New Findings in Early-Stage Keratoconus: Lamina Cribrosa Curvature, Retinal Nerve Fiber Layer Thickness, and Vascular Perfusion
Quelle: Am J Ophthalmol. 2023 Feb;246:122-129.
Web: https://doi.org/10.1016/j.ajo.2022.10.012

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