SEATTLE (Biermann) – Um festzustellen, ob eine Kataraktextraktion mit einem verringerten Demenzrisiko bei älteren Erwachsenen verbunden ist, hat eine US-amerikanische Arbeitsgruppe eine prospektive Längsschnitt-Kohortenstudie durchgeführt. Das Ergebnis: Eine Kataraktextraktion war sogar signifikant mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung einer Demenz assoziiert.
Die Wissenschaftler hatten Daten aus der Studie „Adult Changes in Thought“, einer fortlaufenden, populationsbasierten Kohorte zufällig ausgewählter Personen mit normaler Kognition ausgewertet, die zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Studie ≥65 Jahre alt waren und nicht an Demenz litten. Die Probanden wurden alle 2 Jahre bis zum Auftreten einer Demenz (alle Ursachen, Morbus Alzeimer oder Alzheimer und damit verbundene Demenz) nachuntersucht. Die Studienautoren schlossen nur solche Teilnehmer in die Auswertung ein, bei denen vor der Aufnahme in die Studie oder während der Nachsorge eine Katarakt- oder Glaukomdiagnose gestellt wurde (n=3038 Teilnehmer). Die in den Analysen verwendeten Daten wurden von 1994 bis zum 30. September 2018 erhoben.
Daten zur Diagnose einer Katarakt oder eines Glaukoms sowie zu entsprechenden Operationen wurden aus elektronischen Krankenakten extrahiert. Informationen zu mit einer Demenz assoziierten Risikofaktoren und gesundheitsbezogene Variablen wurden bei Untersuchungen im Rahmen der Studie und aus elektronischen Krankenakten erhoben.
Die in der Auswertung berücksichtigten Patienten waren im Durchschnitt bei der 1. Kataraktdiagnose 74,4 [SD 6,2] Jahre alt. Die Kohorte umfasste 1800 Frauen [59%] und 1238 Männer [41%] sowie 2752 [91%] Weiße).
Basierend auf 23.554 Personenjahren Follow-up war die Kataraktextraktion im Vergleich zu keinem solchen Eingriff mit einem signifikant reduzierten Risiko (HR 0,71; 95%-KI 0,62–0,83; p<0,001) für eine Demenz assoziiert. Dabei wurden die Dauer der schulischen Ausbildung, selbst angegebene Zugehörigkeit zur weißen Bevölkerung und Raucheranamnese berücksichtigt und die Daten nach Apolipoprotein-E-Genotyp, Geschlecht und Alter zum Zeitpunkt der Kataraktdiagnose stratifiziert. Ähnliche Ergebnisse ergaben marginale Strukturmodelle nach Anpassung bezüglich einer umfangreichen Liste potenzieller Störfaktoren.
Für Glaukomoperationen beobachteten die Forschenden keinen signifikanten Zusammenhang mit dem Demenzrisiko (HR 1,08; 95%-KI, 0,75–1,56; p=0,68). Ähnliche Ergebnisse wurden bei der Entwicklung der Alzheimer-Demenz festgestellt.
(ac)