Huizhou (Biermann) — Bestehen Zusammenhänge zwischen systemischer Medikation und der Notwendigkeit einer Katarakt-Operation? Eine retrospektive Querschnittsstudie ging kürzlich dieser Frage nach.
Eingeschlossen wurden Teilnehmer im Alter von mindestens 40 Jahren aus Daten der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) der USA von 1999 bis 2008. Als chirurgisch behandelte Katarakt wurde jede Katarakt definiert, die einen Eingriff erforderte.
Daten zur Einnahme verschreibungspflichtiger Medikamente in den letzten 30 Tagen vor der Operation wurden mittels Befragung erhoben. Aus der Analyse ausgeschlossen wurden Medikamente mit ophthalmologischen Indikationen und Medikamente, welche bei weniger als 0,5 % der Teilnehmer verschrieben wurden. Separate logistische Regressionsmodelle wurden verwendet, um Zusammenhänge zwischen jeder Medikamentenkategorie und der Katarakt zu untersuchen. Weiterhin wurde das Benjamin-Hochberg-Verfahren verwendet.
Insgesamt wurden 14.931 Patienten in die vorliegende Analyse einbezogen. Die gewichtete Prävalenz chirurgisch behandelter Katarakte betrug 9,6 % (n=2010). Im Rahmen der Analyse wurden 20 Medikamentenkategorien identifiziert, die signifikante Assoziationen mit einer chirurgisch behandelten Katarakt aufwiesen. Auch weiterer Bereinigung um relevante Komorbiditäten fanden sich acht statistisch signifikante Assoziationen. Die drei Medikamentenkategorien mit den höchsten Odds-Ratio-Werten (OR) waren trizyklische Antidepressiva (OR, 2.21; 95%-KI, 1,38–3,51; P = 0,001), Insulin (OR 2,13; 95 %-KI 1,48–3,07; P=9.41×10-5) und Antiarrhythmika der Gruppe III (OR: 2,00; 95 %-KI: 1,25–3,19; P = 0,004). Die Verwendung von Sexualhormonkombinationen bei Frauen verringerte das Risiko einer chirurgischen Kataraktbehandlung (OR: 0,011; 95 %-KI: 0,001–0,089; P = 5.98×10-5). Für alle acht Arzneimittelkategorien wurden zudem Dosis-Wirkungs-Beziehungen beobachtet.
Die umfassende Analyse habe neue Erkenntnisse über die komplexen Zusammenhänge zwischen systemischen Medikamenten und behandlungsbedürftiger Katarakt geliefert, so die Autoren der Studie. (ak)