BRISBANE (Biermann) — Bisher durchgeführte Beobachtungsstudien lieferten Hinweise darauf, dass eine höhere Konzentration von 25-Hydroxy-Vitamin D (25(OH)D) im Serum mit einem geringeren Kataraktrisiko verbunden sein könnte. Entsprechende randomisierte kontrollierte Studien die Wirkung einer Vitamin-D-Supplementierung auf die Inzidenz von Katarakt existierten bisher jedoch nicht. Australische Wissenschaftler gingen nun der Frage nach, ob eine Vitamin-D-Supplementierung die Inzidenz von Kataraktoperationen reduzieren kann.
Die Untersuchung erfolgte als Zusatzstudie zur D‑Health-Studie, einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie mit monatlichen Vitamin D‑Gaben, die von 2014 bis 2020 in der australischen Allgemeinbevölkerung durchgeführt wurde.
Zur Studie wurden 421 207 Männer und Frauen im Alter von 60 bis 84 Jahren zur Teilnahme eingeladen; einschließlich weiterer 1896 Freiwilliger bekundeten 40 824 ihr Interesse. Personen mit Hyperkalzämie, Hyperparathyreoidismus, Nierensteinen, Osteomalazie oder Sarkoidose oder Personen, die mehr als 500 Internationale Einheiten (IE) zusätzliches Vitamin D pro Tag einnahmen, wurden ausgeschlossen. Insgesamt wurden 21.315 Personen randomisiert. Hiervon erfüllten 1.390 Teilnehmer die Eignungskriterien für diese Analyse nicht, sodass letztlich 19.925 Probanden eingeschlossen werden konnten. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 5 Jahre.
Die Teilnehmer nahmen 60.000 IE Vitamin D3 (n = 10.662) oder Placebo (n = 10.653) oral einmal im Monat für maximal 5 Jahre ein.
Primärer Endpunkt der Analyse war der Zeitpunkt der ersten Katarakt-Operation, welcher durch Verknüpfung mit allgemeinen Krankenversicherungsunterlagen und Krankenhausdaten ermittelt wurde.
Von den 19 925 für die Analyse in Frage kommenden Teilnehmern (Durchschnittsalter 69,3 Jahre; 46 % Frauen) unterzogen sich 3 668 Teilnehmer (18,4 %) während der Nachbeobachtung einer Kataraktoperation (Vitamin D: n = 1841 [18,5 %]; Placebo: n = 1827 [18,3 %] ). Die Inzidenz von Kataraktoperationen war in beiden Gruppen ähnlich (Inzidenzrate 41,6 bzw. 41,1 pro 1000 Personenjahre in der Vitamin-D- bzw. Placebogruppe; Hazard Ratio 1,02; 95 % Konfidenzintervall 0,95–1,09).
In vordefinierten Untergruppenanalysen wurde die Wirkung einer Vitamin-D-Supplementierung auf die Inzidenz von Kataraktoperationen nicht durch Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, vorhergesagte 25(OH)D‑Konzentration im Serum oder ultraviolette Umgebungsstrahlung beeinflusst.
Die Ergebnisse der Analyse ließen letztlich darauf schließen, dass die routinemäßige Supplementierung älterer Erwachsener, die in einem Gebiet mit geringer Prävalenz von Vitamin-D-Mangel mit hochdosiertem Vitamin D leben, die Notwendigkeit von Katarakt-Operationen nicht signifikant reduzieren kann. (ak)
Katarakt
Vitamin-D-Supplementierung reduziert die Häufgkeit operationswürdiger Katarakte nicht
18. April 2023
Autoren: Rahman S et al.
Korrespondenz: Rachel.Neale@qimrberghofer.edu.au
Studie: Vitamin D Supplementation and the Incidence of Cataract Surgery in Older Australian Adults
Quelle: Ophthalmology. 2023 Mar;130(3):313-323.
Web: https://doi.org/10.1016/j.ophtha.2022.09.015