OTTAWA (Biermann) — Das intraoperative Floppy-Iris-Syndrom (IFIS) ist mit einer erhöhten Rate schwerwiegender intraoperativer Komplikationen und einer höheren visuellen Morbidität während der Kataraktoperation verbunden, insbesondere bei Frauen. Bislang gibt es keine Pharmakovigilanz-Studie nach der Markteinführung, die alle von der FDA zugelassenen Medikamente umfassend auf ihren Zusammenhang mit der Entwicklung von IFIS oder mögliche geschlechtsspezifische Unterschiede untersucht hat.
Das Verständnis der Risikofaktoren für IFIS ermöglicht es Kataraktchirurgen allerdings, die Operationsrisiken besser einzuschätzen und geeignete präoperative und intraoperative Maßnahmen zu ergreifen, um eine angemessene Behandlung von Hochrisikopatienten sicherzustellen.
Eine kanadische retrospektive klinische Pharmakovigilanz-Kohortenstudie (bevölkerungsbasierte Beobachtungsstudie) analysierte IFIS-Fälle, die zwischen Oktober 2003 und März 2024 an das Adverse Event Reporting System der Food and Drug Administration gemeldet wurden, unter Verwendung von OpenVigil 2.1. Zur Bewertung der Hinweise auf positive Nebenwirkungen (n > 2, χ2 > 4, PRR > 2) im Vergleich zu allen anderen Medikamenten wurden Disproportionalitätsmetriken verwendet, darunter Reporting Odds Ratios (RORs), Proportional Reporting Ratios (PRRs) und relative Risikoreduktionen. Außerdem wurden Subgruppenanalysen nach Geschlecht durchgeführt.
Von 12.345.128 Meldungen über unerwünschte Ereignisse betrafen lediglich 649 (0,0053 %) ein IFIS. Die meisten Fälle wurden von Angehörigen der Gesundheitsberufe gemeldet (75,75 %, n = 203), gefolgt von Verbrauchern (12,69 %, n = 34) und unbekannten Quellen (11,57 %, n = 31). Zu den Arzneimitteln mit der höchsten Disproportionalität für IFIS gehörten Imipramin (ROR = 251,66, 95 %-Konfidenzintervall [KI] = 157,53–402,02), Tamsulosin (ROR = 171,44, 95 % KI = 143,12–205,36) und Chlorpromazin (ROR = 91,30, 95 % KI = 49,91–167,03) (alle P < 0,0001, IC025 > 0). Zu den übermäßig häufig gemeldeten Wirkstoffklassen gehörten α1-Blocker, trizyklische Antidepressiva, atypische Antipsychotika, Carboanhydrasehemmer, Kortikosteroide, 5α-Reduktasehemmer, β‑Blocker, Prostaglandinanaloga und β2-Agonisten. Bei Frauen waren Brinzolamid (ROR = 409,63, 95 % CI = 196,78–852,73) und Salbutamol (ROR = 67,12, 95 % CI = 28,37–158,80) überproportional oft mit IFIS assoziiert (beide P < 0,0001, IC025 > 0), während diese Zusammenhänge bei Männern nicht beobachtet wurden.
Die Analyse von über 20.000 Medikamenten und 12 Millionen Berichten zeige, dass neben α1-Blockern und atypischen Antipsychotika auch trizyklische Antidepressiva zu den wichtigsten Wirkstoffen gehörten, die überproportional mit IFIS assoziiert seien. Dabei gebe es bemerkenswerte geschlechtsspezifische Unterschiede, so die Autoren. Diese Ergebnisse seien von entscheidender Bedeutung für die perioperative Beratung und die Operationsplanung bei Kataraktoperationen. (ak)
Katarakt-Operationen
Floppy-Iris-Syndrom mit geschlechtsspezifischen Unterschieden in Bezug auf Medikamente
5. August 2025
Autoren: Lakhani M et al.
Korrespondenz: rajeev.muni@utoronto.ca
Studie: Drugs Associated With Floppy Iris Syndrome: A Real-World Population-Based Study
Quelle: Am J Ophthalmol. 2025 Jul:275:36-46.
Web: https://doi.org/10.1016/j.ajo.2025.03.023


