PARIS (Biermann) — In einer Zeit, in der die Katarakt-Operation einer der am häufigsten durchgeführten chirurgischen Eingriffe, wird von der Kalkulation der Intraokularlinse (IOL) die höchstmögliche Präzision erwartet, um letztlich präzise und vorhersagbare refraktive Ergebnisse zu produzieren.
Die neueste Generation der IOL-Kalkulationsformeln weist eine hohe Genauigkeit auf. Dennoch kommt es bei 10–20% der Fälle dazu, dass das angestrebte Refraktionsziel um 0,5 dpt. oder mehr verfehlt wird. Daher stellten sich auch die Autoren der vorliegenden Studie die Frage, ob man aus den Ergebnissen des zuerst operierten Auges möglicherweise Parameter für die IOL-Kalkulation des zweiten Auges ableiten könnte.
Im Rahmen einer retrospektiven Fallstudie wurde die Kalkulation der IOL für das zweite Auge mittels der rückwirkenden Berechnung der Linsenposition (LP) als Vorhersagefaktor für die Linsenposition des zweiten Auges verglichen mit der Kalkulation anhand eines vorgegebenen Korrekturfaktor (CF) für die für dicke und dünne Linsen.
Ein Set von 878 Augen von 439 Patienten, welche beidseits Finevision IOLs (BVI PhysIOL, Liège, Belgium) implantiert bekommen hatten hatten, wurde als Trainings-Set für die Entwicklung von Haigis-LP und PEARL-LP-Formeln auf Grundlage der Rückberechnung der LP am ersten Auge für die effektive Linsenposition (ELP) am zweiten Auge genutzt. Zum Vergleich wurden außerdem Haigis-CF, Barrett-CF und PEARL-CF-Formeln basierend auf einem mittels Vorhersagefehler des ersten Auges erstellten Korrekturfakturs (CF) erstellt.
Ein weiteres Set von 1500 Augen (1500 Patienten) diente zur Überprüfung der unterschiedlichen Formeln.
Die IOL-Stärken-Kalkulation für das zweite Auge wurde signifikant erweitert durch Adaptation sowohl mittels LP- als auch mittels CF-Formeln. Letztere ergaben eine etwas höhere Genauigkeit.
Zwischen der basalen PEARL- und der PEARL-CF-Formel wurde eine Abnahme des mittleren absoluten Fehlers von 0,043 D beobachtet (p < 0,001).
Der optimale Korrekturfaktor lag für jede Formel bei fast 60 % des Vorhersagefehlers für das erste Auge.
Ein fester Korrekturfaktor von 60 % des postoperativen Refraktionsfehlers des erstoperierten Auges verbesserte das Refraktionsergebnis für das zweite Auge letztlich mehr als Korrekturfaktoren, die auf Rückrechnung der effektiven Linsenposition des zuerst operierten Auges basieren.
Eine signifikante interokulare biometrische Differenz schließt die Verbesserung der IOL-Stärkeberechnung für das zweite Auge auf Grundlage der Ergebnisse des ersten Auges aus.
Die Autoren verweisen abschließend auf die Notwendigkeit weiterer Studien, um die Vorteile des Korrekturfaktors auch für andere IOL-Modelle zu untersuchen — auch bei operierten und irregulären Hornhäuten.
(ak)