Kata­rakt-Opera­ti­on

Auf der Suche nach neuen Formeln zur IOL-Kalkulation

31. Januar 2023

PARIS (Bier­mann) — In einer Zeit, in der die Kata­rakt-Opera­ti­on einer der am häufigs­ten durch­ge­führ­ten chir­ur­gi­schen Eingrif­fe, wird von der Kalku­la­ti­on der Intrao­ku­lar­lin­se (IOL) die höchst­mög­li­che Präzi­si­on erwar­tet, um letzt­lich präzi­se und vorher­sag­ba­re refrak­ti­ve Ergeb­nis­se zu produzieren.

Die neues­te Genera­ti­on der IOL-Kalku­la­ti­ons­for­meln weist eine hohe Genau­ig­keit auf. Dennoch kommt es bei 10–20% der Fälle dazu, dass das ange­streb­te Refrak­ti­ons­ziel um 0,5 dpt. oder mehr verfehlt wird. Daher stell­ten sich auch die Autoren der vorlie­gen­den Studie die Frage, ob man aus den Ergeb­nis­sen des zuerst operier­ten Auges mögli­cher­wei­se Para­me­ter für die IOL-Kalku­la­ti­on des zwei­ten Auges ablei­ten könnte. 

Im Rahmen einer retro­spek­ti­ven Fall­stu­die wurde die Kalku­la­ti­on der IOL für das zweite Auge mittels der rück­wir­ken­den Berech­nung der Linsen­po­si­ti­on (LP) als Vorher­sage­fak­tor für die Linsen­po­si­ti­on des zwei­ten Auges vergli­chen mit der Kalku­la­ti­on anhand eines  vorge­ge­be­nen Korrek­tur­fak­tor (CF) für die für dicke und dünne Linsen.

Ein Set von 878 Augen von 439 Pati­en­ten, welche beid­seits Fine­vi­si­on IOLs (BVI PhysI­OL, Liège, Belgi­um) implan­tiert bekom­men hatten hatten, wurde als Trai­nings-Set für die Entwick­lung von Haigis-LP und PEARL-LP-Formeln auf Grund­la­ge der Rück­be­rech­nung der LP am ersten Auge für die effek­ti­ve Linsen­po­si­ti­on (ELP) am zwei­ten Auge genutzt. Zum Vergleich wurden außer­dem Haigis-CF, Barrett-CF und PEARL-CF-Formeln basie­rend auf einem mittels Vorher­sa­ge­feh­ler des ersten Auges erstell­ten Korrek­tur­fak­turs (CF) erstellt.

Ein weite­res Set von 1500 Augen (1500 Pati­en­ten) diente zur Über­prü­fung der unter­schied­li­chen Formeln.

Die IOL-Stär­ken-Kalku­la­ti­on für das zweite Auge wurde signi­fi­kant erwei­tert durch Adap­t­ati­on sowohl mittels LP- als auch mittels CF-Formeln. Letz­te­re erga­ben eine etwas höhere Genauigkeit.

Zwischen der basa­len PEARL- und der PEARL-CF-Formel wurde eine Abnah­me des mitt­le­ren abso­lu­ten Fehlers von 0,043 D beob­ach­tet (p < 0,001).
Der opti­ma­le Korrek­tur­fak­tor lag für jede Formel bei fast 60 % des Vorher­sa­ge­feh­lers für das erste Auge.

Ein fester Korrek­tur­fak­tor von 60 % des post­ope­ra­ti­ven Refrak­ti­ons­feh­lers des erst­ope­rier­ten Auges verbes­ser­te das Refrak­ti­ons­er­geb­nis für das zweite Auge letzt­lich mehr als Korrek­tur­fak­to­ren, die auf Rück­rech­nung der effek­ti­ven Linsen­po­si­ti­on des zuerst operier­ten Auges basieren.

Eine signi­fi­kan­te inte­ro­ku­la­re biome­tri­sche Diffe­renz schließt die Verbes­se­rung der IOL-Stär­ke­be­rech­nung für das zweite Auge auf Grund­la­ge der Ergeb­nis­se des ersten Auges aus.

Die Autoren verwei­sen abschlie­ßend auf die Notwen­dig­keit weite­rer Studi­en, um die Vortei­le des Korrek­tur­fak­tors auch für andere IOL-Model­le zu unter­su­chen — auch bei operier­ten und irre­gu­lä­ren Hornhäuten.

(ak)

 

Autoren: Mechleb N. et al.
Korrespondenz: gatinel@gmail.com
Studie: Using the First-Eye Back-Calculated Effective Lens Position to Improve Refractive Outcome of the Second Eye
Quelle: J. Clin. Med. 2023, 12(1), 184
Web: https://doi.org/10.3390/jcm12010184

html

Aus rechtlichen Gründen (Heilmittelwerbegesetz) dürfen wir die Informationen nur an Fachkreise weitergeben.