SYDNEY (Biermann) – Die Immunglobulin-A-Nephropathie ([IgAN]; Morbus Berger) als weltweit häufigste Ursache einer Glomerulonephritis ist durch eine Hämat- und Proteinurie sowie eine langsam progrediente Einschränkung der Nierenfunktion aufgrund von IgA-Immunkomplex-Ablagerungen in den Glomeruli gekennzeichnet. Sie wird als Autoimmunerkrankung angesehen und kann sich als rezidivierende okuläre Inflammation erstmanifestieren. Die Autoren einer aktuellen Veröffentlichung haben nun wichtige okuläre Charakteristika zusammengefasst, bei denen differenzialdiagnostisch an eine IgAN gedacht werden sollte.
Die Wissenschaftler schlossen 4 Frauen mit IgAN-assoziierter Skleritis in ihre Analyse ein und führten eine Literaturrecherche zu okulären Manifestationen bei Patienten mit einer IgAN durch.
Die Forscher ermittelten 38 Publikationen, in denen 55 Fälle mit einer okulären Beteiligung bei einer vorangegangenen oder neu diagnostizierten IgAN beschrieben wurden.
Die häufigsten okulären Befunde umfassten Episkleritiden (23,6%), Skleritiden (16,4%), hypertensive Retinopathien bzw. retinale Vaskulitiden (20%) sowie Uveitiden (14,5%). Das mittlere Alter bei Erstvorstellung der Augensymptome betrug 36,5 Jahre und 54,5% der Patienten waren Frauen. Die IgAN trat in 61,8% der Fälle vor der Augenbeteiligung auf, während 29,1% der Patienten okuläre Befunde als Erstmanifestation vor der IgAN-Diagnose zeigten. Die Mehrheit der Patienten wurde mit systemischen Corticosteroiden und/oder Immunsuppressiva behandelt. Die in die Analyse der Studienautoren aufgenommenen 4 Patientinnen wiesen eine anteriore Skleritis bei bereits bekannter IgAN auf. In allen Fällen erfolgte eine Therapie mit topischen und systemischen Corticosteroiden. 3 der 4 Patientinnen entwickelten über einen Zeitraum von ≥1 Jahr nach Erstvorstellung eine Remission ohne Rezidive.
Die Verfasser der Arbeit betonen, dass eine IgAN-assoziierte okuläre Inflammation zwar selten auftritt, jedoch differenzialdiagnostisch zu erwägen ist, da eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit einem Nephrologen und ein frühzeitiger Therapiebeginn die Erkrankungsmorbidität verringern kann.
(tt)