MIAMI (Biermann) — Hornhautulzera sind eine mögliche Komplikation der chronischen okulären Graft-versus-Host-Disease (coGVHD) nach hämatopoetischer Stammzelltransplantation (HSCT). Eine amerikanische retrospektive klinische Kohortenstudie untersuchte in Bezug auf diese Komplikation Inzidenz, klinische Charakteristika, mikrobiologisches Profil und therapeutische Ergebnisse in der Behandlung dieser Patienten.
In die Studie wurden Patienten eingeschlossen, die zwischen Mai 2010 und November 2021 im Bascom Palmer Eye Institute in Miami behandelt wurden. Erfasst wurden demografische Ausgangsdaten, klinische Merkmale, mikrobiologisches Profil, Risikofaktoren für Hornhautulzerationen und Behandlungsergebnisse. Bei positiver Kultur oder entsprechenden klinischen Symptomen wie Stromainfiltrat oder Hypopyon wurde die Ätiologie des Hornhautulcus als infektiös eingestuft. Bei allen anderen Hornhautulzera wurde von einer nicht-infektiösen Genese ausgegangen. Als Behandlungserfolg wurde die Reepithelisierung mit Abklingen des Infiltrats definiert, als Behandlungsmisserfolg das Fortschreiten zur Hornhautperforation oder Keratoplastik.
Mit Hilfe einer Kaplan-Meier-Überlebensanalyse wurde das Auftreten von Ulzerationen geschätzt. Cox-Regressionsanalysen untersuchten demografische Faktoren und Risikofaktoren. Infektiöse und nicht-infektiöse Ulkusgruppen wurden mit Hilfe von unabhängigen 2‑Wege-t-Tests, 1‑Wege-Varianzanalysen und χ2-Tests verglichen.
In die Analyse konnten 173 Personen eingeschlossen werden (53,7 +/- 14,4 Jahre alt; 59,0% männlich). Davon entwickelten 33 Patienten 74,5 +/- 54,3 Monate nach der HSZT ein Hornhautulkus, mit einer geschätzten 5- und 10-Jahres-Inzidenz von 14 % bzw. 30 %. Als infektiös wurden 22 Ulzera eingestuft (15 mikrobiologisch bestätigt, 7 klinischer Verdacht) und elf (33,3 %) als nicht infektiös. Zu den Risikofaktoren für Hornhautulzera gehörten Zugehörigkeit zur schwarzen Bevölkerungsgruppe (Hazards Ratio [HR] 2,89, 95% CI 1,30–6,42, P < 0,01), frühere Augenoperationen (HR 9,16, 95% CI 3,86–21,72, P < 0,01), Anomalien am Lidrand (HR 3,44, 95% CI 1,69–6,99, P < 0,01) und die Verwendung topischer Steroide (HR 2,74, 95% CI 1,33–5,62, P < 0,01). Umgekehrt verringerte das Tragen von Kontaktlinsen das Risiko einer Hornhautulzeration (HR 0,29, 95% CI 0,13–0,66, P < 0,01). Bei infektiösen Ulzerationen war die Häufigkeit eines Behandlungsversagens signifikant höher als bei nicht-infektiösen Ulzerationen (57,1 % gegenüber 20,0 %, P = 0,04). (ak)