AARAU (Biermann) – Die XEN-45-Gel-Stentimplantation bezeichnet eine minimalinvasive Sickerkissen-Chirurgie (MIBS) ab interno. Aus einer aktuellen Arbeit geht nun hervor, dass dieser Eingriff mit und ohne einer Kataraktextraktion (Phako) zu einer längerfristigen, signifikanten Verringerung des Augeninnendruckes (IOD) und der Anzahl eingesetzter Antiglaukomatosa (AGM) führt.
In ihre retrospektive multizentrische Studie, an der 5 Glaukomkliniken in der Schweiz teilnahmen, schlossen die Wissenschaftler 345 Patienten/Augen (vollständiger Analyse-Satz; [FAS]; mittleres Alter 73,6 ±12,5 Jahre; 57,7% Frauen) mit verschiedenen Glaukomformen (44,3% primäres Offenwinkel- bzw. 42,0% Pseudoexfoliationsglaukom und 13,7% andere Glaukomformen) ein. Bei der Kohorte wurde eine XEN-45-Implantation ab interno mit (n=70; 20,3%) und ohne (n=275; 79,7%) Phako durchgeführt. Die Arbeitsgruppe evaluierte den prä- und postoperativen IOD, die Anzahl eingesetzter AGM und die Notwendigkeit weiterer IOD-senkender Interventionen. Die Erfolgsrate wurde als Reduktion des IOD um ≥20% zum Ausgangswert ohne einer erneuten Glaukom-Chirurgie 2 Jahre postoperativ definiert. Bei 206 Patienten/Augen (59,7%; Per-Protokoll-Satz; [PPS]) lagen Daten zum gesamten 2‑Jahres-Zeitraum vor.
Die Forscher ermittelten in der PPS-Kohorte, dass sich der mittlere IOD von 26,3 ±8,9 mmHg mit 3,0 ±1,3 AGM präoperativ auf 14,8 ±5,7 mmHg mit 1,1 ±1,3 AGM nach 2 Jahren (IOD-Reduktion um 43,8%; AGM-Abnahme um 2,0 ±1,7) verbesserte. Die Erfolgsrate lag bei 66,0% (95%-KI 59,3–72,1). Zu den häufigsten Komplikationen (FAS-Kohorte) zählten: eine Aderhautamotio (9,3%), ein Hyphäma (5,2%) sowie eine Luxation des Stents (3,2%). Ferner eruierten die Experten, dass u.a. bei 37,1% der Augen ≥1 Needling, bei 12,5% eine Antimetabolit-Injektion ohne Needling, bei 8,7% eine Revision des Sickerkissens sowie bei 10,4% der Augen eine glaukomchirurgische Revision erforderlich waren. Zudem zeigte sich, dass bei glaukomchirurgisch vorbehandelten Patienten (außer Trabekulektomie oder selektive Trabekuloplastik) eine geringere Erfolgswahrscheinlichkeit bestand (OR 0,4; 95%-KI 0,1–1,5).
(tt)