FREIBURG (Biermann) – Der Augeninnendruck (IOD) schwankt entsprechend dem zirkadianen Biorhythmus, und hohe IOD-Fluktuationen bzw. IOD-Spitzen können bei Glaukompatienten zu einer Progression der Gesichtsfelddefekte führen. Deshalb stellt ein 24-Stunden-Tagesdruckprofil (24-h-IOD) ein wichtiges diagnostisches Hilfsmittel dar. Nun haben die Autoren einer aktuellen Studie gezeigt, dass mittels eines verlängerten IOD-Profils über einen Zeitraum von 48 Stunden (48-h-IOD) eine höhere Anzahl an Risikopatienten im Vergleich zu der klassischen 24-h-IOD-Messung identifiziert wird.
In ihre retrospektive Studie schlossen die Wissenschaftler insgesamt 661 48-h-IOD-Profilmessungen ein, die im Zeitraum 2017 bis 2019 in der Augenklinik des Universitätsklinikums Freiburg bei stationären Patienten mit verschiedenen Glaukomformen und bei Personen mit einem Glaukomverdacht durchgeführt wurden. Die Arbeitsgruppe evaluierte die IOD-Werte (12:00 bis 20:00 Uhr alle 4 h im Sitzen mittels Goldmann-Applanations-Tonometrie; um 00:00 und 07:00 Uhr in Rückenlage mittels Kontakt-Tonometrie) zu 5 Zeitpunkten (24-h-IOD) bzw. zu 10 Zeitpunkten (48-h-IOD). Folgende Ereignisse wurden als wichtige Endpunkte im Verlauf der Messungen festgelegt: mindestens 1‑mal ein IOD >21 mmHg, IOD-Fluktuationen >6 mmHg sowie nächtliche IOD-Spitzen. Die Forschenden bestimmten zunächst den Prozentsatz aller 48-h-IOD-Profile, die einen der Endpunkte erfüllten. Nachfolgend wurde die Analyse für denselben Datensatz wiederholt, allerdings nur für die ersten 24 h. Mithilfe eines Chi2-Tests wurden die Ereignisraten zwischen den Gruppen verglichen.
Die Forscher ermittelten, dass bei 59% der 48-h-IOD-Profile und bei 50% der 24-h-IOD-Profile mindestens 1‑mal ein IOD>21 mmHg vorlag (p<0,01). Ebenso erwiesen sich auch die IOD-Schwankungen >6 mmHg in der 48-h-IOD-Gruppe als signifikant häufiger im Vergleich zur 24-h-IOD-Gruppe (87 vs. 71%; p<0,01). Im Gegensatz dazu stellten die Experten keine signifikanten Unterschiede im Hinblick auf nächtliche IOD-Peaks zwischen den Gruppen fest (51 vs. 48%; p=0,12).
(tt)