BIERMANN – Rochester (USA). In einer retrospektiven Beobachtungsstudie haben Wissenschaftler US-amerikanische Versicherte mit Typ-2-Diabetes und einem moderaten kardiovaskulären Risiko untersucht. Ziel war es herauszufinden, ob sich von diesen eingenommene verschiedene Glucagon-like Peptide-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RAs) im Hinblick auf das Risiko für die Entwicklung von mit einer diabetischen Retinopathie assoziierte, das Augenlicht bedrohenden Komplikationen unterscheiden.
Die Arbeitsgruppe stellte fest, dass es zwischen den untersuchten GLP-1-RAs zwar Unterschiede bezüglich der systemischen Wirksamkeit gab, im Hinblick auf die eigentliche Fragestellung der Studie aber nicht.
Die Analyse umfasste Versichertendaten aus dem Zeitraum 01.01.2014–31.12.2022. Der Studienpopulation gehörten Erwachsene mit Typ-2-Diabetes an, deren kardiovaskuläres Risiko als moderat eingestuft wurde. Keiner der Patienten wies zu Beginn der Studie eine fortgeschrittene diabetische Retinopathie auf, und alle waren mindestens ein Jahr vor Beginn einer Behandlung mit GLP-1-RAs in die Untersuchung aufgenommen worden. Aufgrund von Unterschieden bei der Einnahme von GLP-1-RAs über die Zeit hinweg führten die Wissenschaftler einen 3‑Wege-Vergleich von Patienten durch die im Zeitraum 01.01.2015–31.12.2021 eine Behandlung mit Liraglutid, Dulaglutid oder Exenatid begonnen hatten. Ein 2‑Wege-Vergleich umfasste Personen, die zwischen dem 01.01.2019 und dem 31.12.2021 eine Therapie mit Semaglutid oder Dulaglutid gestartet hatten.
Bei der Gegenüberstellung von Exenatid-Anwendern (n=14,076; medianes Follow-up 969 Tage; Interquartilbereich [IQR] 578‑1444]) mit jenen, die Dulaglutid (n=54,787; medianes Follow-up 948 Tage; IQR 551‑1457) oder Liraglutid erhielten (n=25,562; medianes Follow-up 1007 Tage; IQR 575‑1494) fanden die Forschenden keine Unterschiede bezüglich einer notwendigen Behandlung wegen eines diabetischen Makulaödem (DME) und/oder einer proliferativen diabetischen Retinopathie (PDR). Die HRs betrugen für den Vergleich von Exenatid vs. Dulaglutid 0,90 (95%-KI 0,73–1,12), Für Liraglutid vs. Dulaglutid 0,97 (95%-KI 0,79–1,19) bzw. für Liraglutid vs. Exenatid 1,08 (95%-KI 0,83–1,38). Ebenso wenig beobachtete das Forscherteam Unterschiede bei irgendeinem der Vergleiche bezüglich der Behandlung eines DME (HR 0,93; 95%-KI 0,74–1,18; HR 0,99; 95%-KI 0,79–1,24; HR 1,06; 95%-KI 0,80–1,40).
Ähnliches galt für eine PDR (HR 1,16; 95%-KI 0,81–1,67; HR 1,05; 95%-KI 0,73–1,51; HR 0,91; 95%-KI 0,58–1,40). Auch beim Vergleich von Patienten, die eine Therapie mit Semaglutid (n=30.911; mediane Nachbeobachtung 625 Tage; IQR 455–850) bzw. Dulaglutid begannen (n=32.844; mediane Nachbeobachtung 639 Tage; IQR 459–878), zeigte sich bei den Risiken für die Behandlung eines DME und/oder einer PDR (HR 0,88; 95%-KI 0,70–1,11), eines DME (HR 0,89; 95%-KI 0,69–1,14) und einer PDR (HR 0,70; 95%-KI 0,45–1,09) kein Unterschied zwischen den Medikamenten.
(ac)