HONGKONG (Biermann) – Lässt sich mithilfe eines automatisierter binärer Algorithmus unter Verwendung von Scans mit optischer Kohärenztomographie-Angiographie (OCT‑A) von diabetischen Makula-Ischämien die Progression einer Diabetischen Retinopathie (DR), die Entwicklung eines Diabetischen Makulaödems (DME) und die Verschlechterung der Sehschärfe (VA) vorhersagen? Diese Frage hat jüngst eine chinesische Arbeitsgruppe anhand von Daten zu einer Kohorte von 178 Patienten mit Diabetes (321 Augen) untersucht. Die Forschenden konnten schließlich zeigen, dass das Vorhandensein einer DMI auf OCT-A-Scans solche Vorhersagen zulässt.
Die Wissenschaftler führten mit einem zuvor entwickelten Deep-Learning-Algorithmus eine DMI-Bewertung mittels OCT-A-Aufnahmen des oberflächlichen und des tiefen Kapillarplexus durch. Laut Definition lag eine DMI dann vor, wenn die Aufnahmen eine Störung der avaskulären Zone der Fovea mit oder ohne zusätzliche Bereiche mit Kapillarverlust zeigten. Von einer nicht existierenden DMI gingen die Studienautoren aus, wenn die Aufnahmen intakte Umrisse der avaskulären Zone der Fovea und eine normale Verteilung des Gefäßsystems zeigten.
Wie die Forschenden berichten, kam es während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 50,41 Monaten (Interquartilbereich 48,16–56,48) bei 105 Augen (32,71%) zu einer DR-Progression, während bei 33 Augen (10,28%) ein DMÖ auftrat und bei 68 Augen (21,18%) eine VA-Verschlechterung beobachtet wurde. Die Wissenschaftler stellten fest, dass das Vorliegen eines oberflächlichen Kapillarplexus-DMI (HR 2,69; 95%-KI 1,64–4,43; p<0,001) und eines tiefen Kapillarplexus-DMI (HR 3,21; 95%-KI 1,94–5,30; p<0,001) zu Studienbeginn signifikant mit einer DR-Progression verbunden waren.
Nach Adjustierung bezüglich Patientenalter, Dauer der Diabeteserkrankung, Nüchternglukose, glykiertem Hämoglobin, durchschnittlichem arteriellem Blutdruck, DR-Schweregrad, Dicke der Ganglienzellen und der inneren plexiformen Schicht, axialer Länge und Tabakkonsum zu Beginn der Untersuchungen erwies sich das Vorhandensein eines tiefen Kapillarplexus-DMI als auch mit der Entwicklung eines DME (HR 4,60; 95%-KI 1,15–8,20; p=0,003) und einer VA-Verschlechterung (HR 2,12; 95%-KI 1,01–5,22; p=0,04) assoziiert.
(ac)