ST LOUIS (Biermann) – Ein akuter Visusverlust im zeitlichen Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion kann auf eine mikrovaskuläre chorioretinale Beteiligung (virusbedingt oder autoimmunologisch) hindeuten. Daher sollte neben einer regelmäßigen Überwachung eine zügige anti-inflammatorische sowie anti-koagulatorische Behandlung eingeleitet werden. Dieses Fazit ziehen die Autoren einer aktuellen Arbeit.
In ihre multizentrische Fallstudie schlossen die Wissenschaftler 5 Patienten (10 Augen; mittleres Alter 30,8 Jahre; 4 ungeimpfte Fälle) ein, die sich u.a. mit einem akuten beidseitigen Sehverlust infolge einer chorioretinalen Vaskulopathie vorstellten. Zusätzlich führte die Arbeitsgruppe eine Literaturrecherche zu retinalen Gefäßveränderungen im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung durch und selektierte 54 Studien mit insgesamt 101 Patienten.
Die Forscher ermittelten bei den 5 Patienten, dass die COVID-19-Beschwerden von einer milden Infektion bis zu lebensbedrohlichen Enzephalopathien variierten. Die ophthalmologischen Befunde umfassten v.a. Makula-Ödeme und ‑Ischämien, Gefäßeinscheidungen und ‑okklusiones, Neovaskularisationen sowie eine Desintegration der Netzhautschichten. Therapeutisch kamen topische, orale, intravitreale sowie intravenöse Corticosteroide (CS), CS-einsparende Immunsuppressiva (Mycophenolat-mofetil, Rituximab), Anti-VEGF-Therapeutika, disseminierte Laserkoagulationen, Virustatika (Valaciclovir, Remdesivir) sowie Antikoagulanzien (Heparin, Apixaban) zum Einsatz. Das Therapieansprechen schwankte stark und die Visuserholung reichte von Restitutio-ad-integrum bis zu einem permanenten Visusverlust.
Zudem eruierten die Experten im Rahmen der Literaturrecherche, dass eine binokuläre Beteiligung bei 30,7% der Patienten vorlag und bei 60,4% der Augen retinale Gefäßverschlüsse (venöse > arterielle) sowie bei 23,8% Retinitiden, Uveitiden oder Papillophlebitiden diagnostiziert wurden. Im Hinblick auf die Therapie wurden 36,6% mit CS, 19,8% mit Anti-VEGF sowie 13,9% mit Thrombozytenaggregationshemmern oder Antikoagulanzien behandelt. 84,4% der Fälle erreichten eine visuelle Erholung auf ≥0,4 dezimal.
(tt)