KOPENHAGEN (Biermann) – In einer neuen Machbarkeitsstudie mit komatösen Intensivpatienten mit Hirnschaden und wachen Kontrollen haben der Autoren dargelegt, dass die Verabreichung von Brimonidin-Augentropfen bei den wachen Probanden zu Anisokorie führten, nicht jedoch bei den komatösen. Dies deutet nach Auffassung der Wissenschaftler darauf hin, dass die automatisierte Pupillometrie nach Verabreichung von Brimonidin zwischen den Extremen des Bewusstseinsspektrums (d.h. völlig bei Bewusstsein vs. tief im Koma) unterscheiden kann.
Die Forschenden hatten die Hypothese aufgestellt, dass die Verabreichung des alpha2-adrenergen Rezeptoragonisten in ein Auge ein pharmakologisches Horner-Syndrom hervorrufen sollte, wenn der klinisch nicht reagierende Patient bei Bewusstsein ist, nicht jedoch, wenn der Patient bewusstlos ist. Die Studientautoren prüften in ihrer aktuellen Publikation in einem ersten Schritt das Potenzial von Brimonidin-Augentropfen dabei, die erhaltene sympathische Pupillenfunktion bei wachen Personen von einer Beeinträchtigung des sympathischen Tonus bei komatösen Patienten zu unterscheiden.
In die Untersuchung wurden 15 komatöse Intensivpatienten (7 Frauen, Durchschnittsalter 59±13,8 Jahre) sowie 15 Kontrollen (7 Frauen, Durchschnittsalter 55±16,3 Jahre) eingeschlossen. Nach 30 Minuten beobachteten die Wissenschaftler bei allen 15 Kontrollpersonen Miosis und Anisokorie (mittlere Differenz zwischen der mit Brimonidin behandelten Pupille und der Kontrollpupille: ‑1,31 mm; 95%-KI ‑1,51 bis ‑1,11; p<0,001), jedoch bei keinem (p<0,001) der 15 Intensivpatienten (mittlere Differenz 0,09 mm; 95%-KI ‑0,12 bis 0,30; p>0,99). Dieser Effekt war nach 120 Minuten unverändert und blieb in Sensitivitätsanalysen stabil, bei denen die Ausgangspupillengröße, das Alter und die Raumbeleuchtungsstärke berücksichtigt wurden.
(ac)