Brimo­n­i­din-Augen­trop­fen bei koma­tö­sen Intensivpatienten

Unterscheidung zwischen Hirntod und zerebraler Restfunktion

30. November 2023

KOPENHAGEN (Bier­mann) – In einer neuen Mach­bar­keits­stu­die mit koma­tö­sen Inten­siv­pa­ti­en­ten mit Hirn­scha­den und wachen Kontrol­len haben der Autoren darge­legt, dass die Verab­rei­chung von Brimo­n­i­din-Augen­trop­fen bei den wachen Proban­den zu Anis­o­ko­rie führ­ten, nicht jedoch bei den koma­tö­sen. Dies deutet nach Auffas­sung der Wissen­schaft­ler darauf hin, dass die auto­ma­ti­sier­te Pupil­lo­me­trie nach Verab­rei­chung von Brimo­n­i­din zwischen den Extre­men des Bewusst­seins­spek­trums (d.h. völlig bei Bewusst­sein vs. tief im Koma) unter­schei­den kann.

Die Forschen­den hatten die Hypo­the­se aufge­stellt, dass die Verab­rei­chung des alpha2-adrener­gen Rezep­to­rago­nis­ten in ein Auge ein phar­ma­ko­lo­gi­sches Horner-Syndrom hervor­ru­fen sollte, wenn der klinisch nicht reagie­ren­de Pati­ent bei Bewusst­sein ist, nicht jedoch, wenn der Pati­ent bewusst­los ist. Die Studi­en­t­au­toren prüf­ten in ihrer aktu­el­len Publi­ka­ti­on in einem ersten Schritt das Poten­zi­al von Brimo­n­i­din-Augen­trop­fen dabei, die erhal­te­ne sympa­thi­sche Pupil­len­funk­ti­on bei wachen Perso­nen von einer Beein­träch­ti­gung des sympa­thi­schen Tonus bei koma­tö­sen Pati­en­ten zu unterscheiden.

In die Unter­su­chung wurden 15 koma­tö­se Inten­siv­pa­ti­en­ten (7 Frauen, Durch­schnitts­al­ter 59±13,8 Jahre) sowie 15 Kontrol­len (7 Frauen, Durch­schnitts­al­ter 55±16,3 Jahre) einge­schlos­sen. Nach 30 Minu­ten beob­ach­te­ten die Wissen­schaft­ler bei allen 15 Kontroll­per­so­nen Miosis und Anis­o­ko­rie (mitt­le­re Diffe­renz zwischen der mit Brimo­n­i­din behan­del­ten Pupil­le und der Kontroll­pu­pil­le: ‑1,31 mm; 95%-KI ‑1,51 bis ‑1,11; p<0,001), jedoch bei keinem (p<0,001) der 15 Inten­siv­pa­ti­en­ten (mitt­le­re Diffe­renz 0,09 mm; 95%-KI ‑0,12 bis 0,30; p>0,99). Dieser Effekt war nach 120 Minu­ten unver­än­dert und blieb in Sensi­ti­vi­täts­ana­ly­sen stabil, bei denen die Ausgangs­pu­pil­len­grö­ße, das Alter und die Raum­be­leuch­tungs­stär­ke berück­sich­tigt wurden.

(ac)

Autoren: Jakobsen EW et al.
Korrespondenz: Daniel Kondziella; daniel_kondziella@yahoo.com
Studie: Brimonidine eye drops reveal diminished sympathetic pupillary tone in comatose patients with brain injury.
Quelle: Acta Neurochir (Wien) 2023;165(6):1483-1494.
Web: dx.doi.org/10.1007/s00701-023-05569-8

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