Akant­hamö­ben-Kera­ti­tis

Monotherapie mit PHMB 0,08% möglicherweise ausreichende Therapie

27. April 2024

LONDON (Bier­mann) — Die Thera­pie der Akant­hamö­ben-Kera­ti­tis (AK) ist in aller Regel heraus­for­dernd — auch weil die Diagno­se oft verzö­gert gestellt wird. In einer briti­schen prospek­ti­ven rando­mi­sier­ten, doppelt maskier­ten, aktiv-kontrol­lier­ten und multi­zen­tri­schen Phase3-Studie wurde eine Thera­pie mit topi­schem PHMB (Poli­he­xa­nid) 0,02% (0,2 mg/ml) und Propa­mi­din 0,1% (1 mg/ml) mit einer Thera­pie mit PHMB 0,08% (0,8 mg/ml) und Place­bo (PHMB 0,08%) verglichen.

An sechs euro­päi­schen Zentren wurden 135 Pati­en­ten mit einer der o.g. Thera­pien behan­delt. Die wich­tigs­ten Einschluss­kri­te­ri­en waren ein Alter von 12 Jahren oder älter und eine konfo­ka­le In-vivo-Mikro­sko­pie mit klini­schen Befun­den, die auf AK hinwie­sen. Eben­falls einge­schlos­sen wurden Teil­neh­mer mit gleich­zei­ti­ger bakte­ri­el­ler Kera­ti­tis, die vor der Rando­mi­sie­rung topi­sche Stero­ide sowie anti­vi­ra­le und anti­my­ko­ti­sche Medi­ka­men­te einnah­men. Die wich­tigs­ten Ausschluss­kri­te­ri­en waren gleich­zei­ti­ge Herpes- oder Pilz­ke­ra­ti­tis und die Verwen­dung einer Anti­amö­ben­the­ra­pie (AAT). Die Pati­en­ten wurden im Verhält­nis 1:1 rando­mi­siert, wobei eine compu­ter­ge­ne­rier­te Block­grö­ße von 4 verwen­det wurde. Es handel­te sich um eine Über­le­gen­heits­stu­die mit einer vorde­fi­nier­ten Nicht­un­ter­le­gen­heits­mar­ge. Die Stich­pro­ben­grö­ße von 130 Teil­neh­mern ergab eine Power von etwa 80 %, um eine Über­le­gen­heit von PHMB 0,08 % um 20 Prozent­punk­te für das primä­re Ergeb­nis der medi­zi­ni­schen Heilungs­ra­te (MCR; ohne Opera­ti­on oder Wech­sel der AAT) inner­halb von 12 Mona­ten nach­zu­wei­sen, wobei Heilung anhand klini­scher Krite­ri­en 90 Tage nach Abset­zen der entzün­dungs­hem­men­den Mittel und der AAT defi­niert wurde. Eine vorde­fi­nier­te multi­va­ria­ble Analy­se berei­nig­te Ungleich­ge­wich­te bei den Risi­ko­fak­to­ren, die sich auf die Ergeb­nis­se auswir­ken könnten.

Primä­rer Endpunkt war die MCR inner­halb von 12 Mona­ten, zu den sekun­dä­ren Endpunk­ten zähl­ten die best­kor­ri­gier­te Sehschär­fe und die Rate der Behand­lungs­feh­ler. Zu den Sicher­heits­er­geb­nis­sen gehör­ten die Raten uner­wünsch­ter Ereignisse.

Von 135 einge­schlos­se­nen Pati­en­ten konnte bei 127 eine voll­stän­di­ge Analy­se Analy­se erfol­gen. Im Rahmen der Behand­lung erhiel­ten 61 Pati­en­ten PHMB 0,02% + Propa­mi­din und 66 Pati­en­ten PHMB 0,08%.  In die Sicher­heits­ana­ly­se konn­ten 134 Pati­en­ten einbe­zo­gen werden. 

Die berei­nig­te MCR inner­halb von 12 Mona­ten betrug 86,6 % (nicht berei­nigt, 88,5 %) für PHMB 0,02 % + Propa­mi­din und 86,7 % (nicht berei­nigt, 84,9 %) für PHMB 0,08 %. Die Anfor­de­rung der Nicht­un­ter­le­gen­heit für PHMB 0,08 % wurde erfüllt (berei­nig­te Diffe­renz, 0,1 Prozent­punk­te; untere einsei­ti­ge 95 %-Konfi­denz­gren­ze, ‑8,3 Prozent­punk­te). Die sekun­dä­ren Ergeb­nis­se waren für beide Behand­lun­gen ähnlich und wurden nicht statis­tisch ausge­wer­tet: eine media­ne best­kor­ri­gier­te Sehschär­fe von 20/20 und eine Gesamt­ra­te des Behand­lungs­ver­sa­gens von 17 von 127 Pati­en­ten (13,4 %), von denen 8 von 127 Pati­en­ten (6,3 %) eine thera­peu­ti­sche Kera­to­plas­tik benö­tig­ten. Es traten keine schwer­wie­gen­den arznei­mit­tel­be­zo­ge­nen uner­wünsch­ten Ereig­nis­se auf.

Die Mono­the­ra­pie mit PHMB 0,08% könnte nach Ansicht der Autoren der Studie mögli­cher­wei­se genau­so wirk­sam (oder im schlimms­ten Fall nur gering weni­ger wirk­sam) wie die weit verbrei­te­te duale Thera­pie mit PHMB 0,02% + Propa­mi­din mit Heilungs­ra­ten von mehr als 86% sein, wenn sie mit dem Behand­lungs­pro­to­koll der Studie bei Popu­la­tio­nen mit AK mit ähnli­chem Krank­heits­schwe­re­grad einge­setzt wird. (ak)

Autoren:  Dart JKG et al.
Korrespondenz: John K. G. Dart, Moorfields Eye Hospital, London
Studie: The Orphan Drug for Acanthamoeba Keratitis (ODAK) Trial: PHMB 0.08% (Polihexanide) and Placebo versus PHMB 0.02% and Propamidine 0.1
Quelle: Ophthalmology. 2024 Mar;131(3):277-287
Web: https://doi.org/10.1016/j.ophtha.2023.09.031

html

Aus rechtlichen Gründen (Heilmittelwerbegesetz) dürfen wir die Informationen nur an Fachkreise weitergeben.