SÃO PAULO (Biermann) – Bei dem Affenpocken-Virus (MPXV) handelt es sich um ein DNA-Virus, das mit dem klassischen humanen Pockenvirus verwandt ist. Seit einem internationalen Ausbruch der MPXV-Infektion im Jahr 2022 wird eine anhaltende Mensch-zu-Mensch-Übertragung beobachtet. Wie die Autoren einer aktuellen Arbeit nun berichten, tritt eine MPXV-bedingte okuläre Beteiligung zeitverzögert auf, erweist sich als langwierig und ist mit einer verlängerten Virusübertragung — auch nach systemischer Remission — insbesondere über die Tränenflüssigkeit assoziiert.
In ihre Fallstudie schlossen die Wissenschaftler 5 männliche Patienten (60% HIV-positiv; 100% ohne Pockenimpfung) mit einer über Polymerasekettenreaktion (PCR) bestätigten MPXV-Infektion und okulärer Symptomatik ein. Die Kohorte wurde im Zeitraum 08/2022 bis 12/2022 vom Schwerpunktzentrum für sexuell übertragbare Infektionen in São Paulo (Brasilien) in das Uveitiszentrum der Universität von São Paulo überwiesen. Die Arbeitsgruppe führte bei der Gesamtkohorte eine PCR von konjunktivalen bzw. kornealen Abstrichen sowie intraokulären Flüssigkeiten und Kulturüberständen auf MPXV zur Bestimmung der viralen Clearance-Rate und der In-vitro-Replikation durch. Ferner erfolgte in einem Fall eine MPXV-Genom-Sequenzierung.
Die Forscher ermittelten bei allen Patienten in ≥1 der okulären Proben zwischen dem 31. bis 145. Tag nach Auftreten von Hautläsionen replizierende MPXV. In allen Fällen wurde eine Keratitis beobachtet, während 3 Patienten (60%) zusätzlich eine Uveitis sowie 2 (40%) ein Hypopyon aufwiesen. Die ophthalmologischen Symptome begannen im Mittel 21,2 Tage nach dem Auftreten der kutanen Effloreszenzen und persistierten im Mittel 61,6 Tage. Bis zum Beginn einer Therapie mit Tecovirimat (bislang einzig zugelassener Wirkstoff gegen Orthopoxviren und Schutz vor pockenvirenbasierte Bio-Kampfstoffe) ≥31 Tage nach systemischem Krankheitsausbruch wurde eine Progredienz der Beschwerden verzeichnet. Ferner eruierten die Experten anhand der Genom-Sequenzierung, dass das MPXV der Linie B1 in Klade IIb zugeordnet wurde.
(tt)