Affen­po­cken-Virus-asso­zi­ier­te okulä­re Erkrankungen

Lange Ansteckungszeit über Tränenflüssigkeit ermittelt

27. Mai 2024

SÃO PAULO (Bier­mann) – Bei dem Affen­po­cken-Virus (MPXV) handelt es sich um ein DNA-Virus, das mit dem klas­si­schen huma­nen Pocken­vi­rus verwandt ist. Seit einem inter­na­tio­na­len Ausbruch der MPXV-Infek­ti­on im Jahr 2022 wird eine anhal­ten­de Mensch-zu-Mensch-Über­tra­gung beob­ach­tet. Wie die Autoren einer aktu­el­len Arbeit nun berich­ten, tritt eine MPXV-beding­te okulä­re Betei­li­gung zeit­ver­zö­gert auf, erweist sich als lang­wie­rig und ist mit einer verlän­ger­ten Virus­über­tra­gung — auch nach syste­mi­scher Remis­si­on — insbe­son­de­re über die Tränen­flüs­sig­keit assoziiert.

In ihre Fall­stu­die schlos­sen die Wissen­schaft­ler 5 männ­li­che Pati­en­ten (60% HIV-posi­tiv; 100% ohne Pocken­imp­fung) mit einer über Poly­me­ra­se­ket­ten­re­ak­ti­on (PCR) bestä­tig­ten MPXV-Infek­ti­on und okulä­rer Sympto­ma­tik ein. Die Kohor­te wurde im Zeit­raum 08/2022 bis 12/2022 vom Schwer­punkt­zen­trum für sexu­ell über­trag­ba­re Infek­tio­nen in São Paulo (Brasi­li­en) in das Uvei­tis­zen­trum der Univer­si­tät von São Paulo über­wie­sen. Die Arbeits­grup­pe führte bei der Gesamt­ko­hor­te eine PCR von konjunk­ti­va­len bzw. kornea­len Abstri­chen sowie intrao­ku­lä­ren Flüs­sig­kei­ten und Kultur­über­stän­den auf MPXV zur Bestim­mung der vira­len Clearan­ce-Rate und der In-vitro-Repli­ka­ti­on durch. Ferner erfolg­te in einem Fall eine MPXV-Genom-Sequenzierung.

Die Forscher ermit­tel­ten bei allen Pati­en­ten in ≥1 der okulä­ren Proben zwischen dem 31. bis 145. Tag nach Auftre­ten von Haut­lä­sio­nen repli­zie­ren­de MPXV. In allen Fällen wurde eine Kera­ti­tis beob­ach­tet, während 3 Pati­en­ten (60%) zusätz­lich eine Uvei­tis sowie 2 (40%) ein Hypo­py­on aufwie­sen. Die ophthal­mo­lo­gi­schen Sympto­me began­nen im Mittel 21,2 Tage nach dem Auftre­ten der kuta­nen Efflo­res­zen­zen und persis­tier­ten im Mittel 61,6 Tage. Bis zum Beginn einer Thera­pie mit Teco­viri­mat (bislang einzig zuge­las­se­ner Wirk­stoff gegen Ortho­poxvi­ren und Schutz vor pocken­vi­ren­ba­sier­te Bio-Kampf­stof­fe) ≥31 Tage nach syste­mi­schem Krank­heits­aus­bruch wurde eine Progre­di­enz der Beschwer­den verzeich­net. Ferner eruier­ten die Exper­ten anhand der Genom-Sequen­zie­rung, dass das MPXV der Linie B1 in Klade IIb zuge­ord­net wurde.

(tt)

Autoren: Finamor LPS et al.
Korrespondenz: Luciana PS Finamor; dralupeixoto@gmail.com
Studie: Ocular manifestations of Monkeypox virus (MPXV) infection with viral persistence in ocular samples - a case series
Quelle: Int J Infect Dis 2024; May 4; 107071.
Web: dx.doi.org/10.1016/j.ijid.2024.107071

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