BIERMANN – Seoul (Südkorea). Eine aktuelle Arbeit zum Zusammenhang zwischen nächtlichem Blutdruckabfall und rascher Verschlechterung des zentralen Gesichtsfeldes (VF) bei Patienten mit Normaldruckglaukom (NTG) im frühen bis mittleren Stadium hat ergeben, dass als Over-Dipper klassifizierte NTG-Patienten eine signifikant raschere Progression als Non-Dipper und Dipper zeigten. Dabei war diese schnellere VF-Verschlechterung signifikant mit dem Prozentsatz des nächtlichen MAP-Abfalls assoziiert.
Insgesamt wurden in dieser prospektiven Kohortenstudie 199 unbehandelte NTG-Patienten einer 24-Stunden-Blutdruckmessung (ABPM) in ihrer gewohnten Liegeposition mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens 2 Jahren unterzogen. Die Forschenden teilten die Patienten anhand ihres nächtlichen Blutdruckabfalls in Nicht-Dipper, Dipper und Over-Dipper ein. Man verglich die Raten der Veränderung des zentralen VF im Zeitverlauf zwischen diesen Gruppen mittels linearer gemischter Modellanalyse. Eine rasche Verschlechterung des zentralen VF war definiert als Rückgang der mittleren Gesamtabweichung (MTD10) von 12 zentralen Punkten mit einer Rate von < ‑0,5 dB/Jahr. Mittels logistischer Regressionsanalyse identifizierten die Wissenschaftler klinische Faktoren, darunter den nächtliche Blutdruckabfall, die zu einer beschleunigten Progression hinsichtlich der Verschlechterung des zentralen VF beitragen. Als wichtigste Ergebnisparameter wurden die Progressionsrate und die Prävalenz einer raschen Verschlechterung des zentralen VF definiert.
Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigten, dass sich das zentrale VF bei Over-Dippern signifikant schneller verschlechterte als bei Non-Dippern und Dippern. Dies erkannten die Forschenden anhand des MTD10-Rückgangs über eine durchschnittliche Nachbeobachtungszeit von 4,9 Jahren (Non-Dipper: ‑0,23 dB/Jahr; Dipper: ‑0,27 dB/Jahr; Over-Dipper: ‑0,53 dB/Jahr; p= 0,007). Die Wissenschaftler ermittelten eine signifikant höhere Prävalenz einer solchen raschen Progression bei Over-Dippern (Non-Dipper: 19,8 %; Dipper: 23,5 %; Over-Dipper: 60,0 %; p<0,001). Zudem wurde ein höherer Prozentsatz des nächtlichen mittleren arteriellen Blutdruckabfalls (MAP) als signifikanter Risikofaktor für eine rasche Progression identifiziert (Odds Ratio: 1,062, p<0,05).
Den Studienautoren zufolge unterstreichen diese Ergebnisse, wie wichtig es ist, Veränderungen des zentralen Gesichtsfeldes bei NTG-Patienten mit ausgeprägtem nächtlichem Blutdruckabfall engmaschig zu überwachen.
(sas)