BIERMANN — Mailand (Italien). Eine prospektive interventionelle Single-Center-Studie aus Italien ging der Frage nach, ob eine Vitamin-D-Supplementierung (Vit D) das lokale Fortschreiten der Erkrankung sowie systemische Entzündungen, Kollagenabbau und oxidativen Stress bei Jugendlichen mit Keratokonus (KC) und Vitamin-D-Mangel beeinflussen kann.
Eingeschlossen wurden 40 Patienten im Alter von 12,2 bis 19,9 Jahren mit Keratokonus und Vitamin D‑Mangel (<30 ng/ml).
Den Patienten wurde gemäß dem Behandlungsstandard für sechs Monate Vitamin D verschrieben. Die Nachbeobachtungszeit lag bei zwölf Monaten. Bei jedem Besuch wurden der beste brillenkorrigierte Visus, die maximalen Hornhautradien (Kmax) und die Hornhautdicke an der dünnsten Stelle der Hornhaut gemessen. Zu Beginn und im sechsten Monat wurden Blutproben entnommen, um den Vitamin-D-Spiegel und systemische Biomarker für Entzündungen, Kollagenabbau und oxidativen Stress mittels ELISA oder Echtzeit-Polymerasekettenreaktion zu messen. Bei 20 Patienten wurde zu Beginn und sechsten Monat eine vollständige RNA-Sequenzierung durchgeführt.
Der primäre Endpunkt der Studie war der Prozentsatz der Patienten mit einer Kmax-Progression von weniger als 1 Dioptrie (dpt) während der gesamten Studie (d. h. stabile Patienten).
Insgesamt blieben 65% der Patienten nach zwölf Monaten stabil (75% der Augen). Insbesondere der beste brillenkorrigierte Visus, Kmax und die dünnste Hornhautdicke blieben während des zwölfmonatigen Beobachtungszeitraums stabil. ELISA-Tests an Blutplasma zeigten, dass Vitamin D die Expression des Vitamin-D-bindenden Proteins hochregulierte. QPCR-Tests an peripheren Leukozyten zeigten einen Anstieg der Expression von VDR und CD14 ohne Veränderungen der wichtigsten Enzyme, die an der Aktivierung/Deaktivierung von Vitamin D beteiligt sind.
ELISA- und qPCR-Tests zeigten die Modulation des Kollagenabbaus und der Kollagenvernetzung. Die Subgruppenanalyse mit RNA-Sequenzierung zeigte unterschiedliche Reaktionen auf die Vitamin-D-Behandlung. Bei den Patienten, die auf die Behandlung ansprachen, kam es zu einer Herunterregulierung der Entzündungs- und Thrombozytenaktivierungswege und zu einer Hochregulierung des Proteoglykanstoffwechsels/der Proteoglykanbiosynthese.
Die Autoren schlussfolgerten aus ihren Ergebnissen, dass eine Vitamin-D-Supplementierung das Fortschreiten der KC bei jugendlichen Patienten mit Vitamin-D-Mangel möglicherweise durch die Modulation der systemischen Entzündung, die Hemmung des Kollagenabbaus und die Förderung der Proteoglykansynthese beeinflussen kann. Die Ergebnisse würden stark darauf hindeuten, dass die KC die okuläre Manifestation einer systemischen Erkrankung sein könne, so die Autoren.
(ak)


