SHAANXI (Biermann) — Akanthamöben-Keratitiden (AK) sind eines der Risiken des Tragens von Kontaktlinsen. Eine retrospektive Fallserie aus Nordwest-China berichtet nun erstmalig über mehrere Fälle einer Akanthamöben-Keratitis (OK-AK) in Zusammenhang mit dem Tragen von Orthokeratologie-Kontaktlinsen (OK) zwischen Januar 2021 und Februar 2024. Anhand der Patientenakten wurden die Daten zum klinischen Erscheinungsbild, zur Therapie und zum Verlauf analysiert. Außerdem erfolgte eine Analyse in Bezug auf Verhaltensweisen, welche mit einem höheren OK-AK-Risiko in Zusammenhang stehen könnten.
Insgesamt wurden 11 Patienten eingeschlossen (8 Frauen, 3 Männer, 14 Augen). Das Durchschnittsalter betrug 14,7 +/- 3,6 Jahre (Bereich: 11–22 Jahre). Die Patienten verwendeten OK-Linsen vor dem Ausbruch von AK durchschnittlich 3,5 +/- 2,4 Jahre (Bereich: 1–8 Jahre). Die mediane Zeit vom Auftreten der Symptome bis zur Diagnose betrug 5 Tage (Bereich: 2–150 Tage). Die am häufigsten auftretenden Symptome waren verschwommenes Sehen (n = 11; 100 %), Rötung (n = 8; 72,7 %) und starke Augenschmerzen (n = 8, 72,7 %).
Nach der Diagnose einer AK wurden bei allen infizierten Augen topische Anti-Amöben-Mittel, d.h. eine Kombination aus topischem Polyhexamethylenbiguanid [PHMB], Metronidazol und Voriconazol, angewendet. Bei stromaler Keratitis wurden zusätzlich systemisches Metronidazol und/oder Voriconazol verabreicht. Acht Augen (57,1 %) konnten durch Medikamente geheilt werden. Die übrigen Augen (6/14, 42,9 %) wurden aufgrund eines schlechten Ansprechens oder eines raschen Fortschreitens der Erkrankung einer therapeutischen Keratoplastik unterzogen.
Zu den durchgeführten Operationen zählten zwei lamelläre Keratoplastiken (ALK), eine tiefe lamelläre Keratoplastik (DALK) und drei therapeutische penetrierende Keratoplastiken (TPK). In zwei Fällen (2/6, 33,3 %) kam es zu einem Rezidiv, eines davon ein Jahr nach der DALK und das andere drei Monate nach der TPK. Bei allen Diese Ergebnisse zeigen, dass OK-AK in Nordwestchina ein ernstes Problem darstellt, so die Autoren. Bei Patienten mit OK-Linsen, die klinische Symptome wie Augenrötung und Schmerzen aufweisen, sollte frühzeitig eine AK vermutet werden. Die Heilungsrate durch Medikamente bei OK-AK betrug 57,1 %. Die Rate der frühzeitigen Keratoplastik-Operationen lag bei 42,9 %, wobei das Risiko eines Rezidivs nach der Operation zu berücksichtigen ist
Auf der Grundlage der oben genannten Ergebnisse sollte ein standardisiertes Nachsorgesystem einrichten und eine mehrdimensionale Aufklärung der Nutzer durchgeführt werden. (ak)