Wie alles begann

Historische Einblicke in die Erfindung der Intraokularlinse

28. Mai 2025

RICHMOND (Bier­mann) -  Jedem Augen­arzt dürfte Sir Harold Ridley (1906–2001) als derje­ni­ge bekannt sein, der die erste Intraoku­lar­lin­se entwi­ckelt und implan­tiert hat. Offen­bar wurden jedoch einige Details der Geschich­te miss­ver­stan­den oder waren bisher unbekannt.
Die Autoren des vorlie­gen­den Arti­kels werte­ten histo­ri­sche Doku­men­te wie zeit­ge­nös­si­sche Zeit­schrif­ten­ar­ti­kel, medi­zi­ni­sche Präsen­ta­tio­nen und Zeitun­gen aus, um einen histo­ri­schen Rück­blick auf die Erfin­dung der Intraoku­lar­lin­se zu erstellen.
Im Herbst 1949 fragte sich der Medi­zin­stu­dent Ridley, wie man die Linse nach einer Kata­rak­tex­trak­ti­on erset­zen könnte. Während des Zwei­ten Welt­kriegs war aufge­fal­len, dass Frag­men­te von Acryl­glas-Wind­schutz­schei­ben in den Augen von Kriegs­flie­gern keine Absto­ßungs­re­ak­tio­nen verur­sach­ten. Dies wurde im Septem­ber 1948 veröf­fent­licht. Das von Ridley bei der Entwick­lung seiner Intraoku­lar­lin­se verwen­de­te Acryl­ma­te­ri­al, Tran­spex I, wurde bereits seit mindes­tens 1944 für opti­sche Anwen­dun­gen wie Bril­len­glä­ser verwen­det. Die erste perma­nen­te Intraoku­lar­lin­se implan­tier­te Ridley sekun­där am 8. Febru­ar 1950 bei einem Pati­en­ten, bei dem im Novem­ber 1949 eine extra­kap­su­lä­re Kata­rak­tex­trak­ti­on durch­ge­führt worden war. Die ursprüng­li­che Intraoku­lar­lin­se hatte den glei­chen Krüm­mungs­ra­di­us wie die Augen­lin­se. Da Acryl­glas einen höhe­ren Brechungs­in­dex als die natür­li­che Linse aufweist, wies dieser erste Pati­ent eine post­ope­ra­ti­ve sphä­ri­sche Äqui­va­len­tre­frak­ti­on von ‑21,0 dpt auf. In den ersten Linsen­se­ri­en steri­li­sier­te Ridley die Linsen mit Cetri­mid, einer vom Herstel­ler von Tran­spex erfun­de­nen Chemi­ka­lie. Da das Medi­ka­ment jedoch nicht immer voll­stän­dig abge­spült werden konnte, kam es häufig zu einer star­ken post­ope­ra­ti­ven Uveitis.
Design und Konstruk­ti­on der ersten Intraoku­lar­lin­se in 1949 schrit­ten schnell voran, aber es wurden frühe Fehler gemacht. Dennoch konnte Ridley bereits in 1951 bewei­sen, dass prin­zi­pi­ell gute Ergeb­nis­se mit künst­li­chen Intraoku­lar­lin­sen möglich wären. Dies war Ansporn für Augen­ärz­te, die Intraoku­lar­lin­se weiter­zu­ent­wi­ckeln. Einige Jahr­zehn­te später waren künst­li­che Intraoku­lar­lin­sen der Stan­dard in der Kata­rakt-Opera­ti­on. (ak)

Autoren: Leffler C et al.
Korrespondenz: chrislefflermd@gmail.com
Studie: Sir Harold Ridley (1906-2001) and His Cure for Aphakia: New Historical Insights Into the Invention of the Intraocular Lens
Quelle: Am J Ophthalmol. 2025 May:273:167-175.
Web: https://doi.org/10.1016/j.ajo.2025.02.020

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