ST. LOUIS (Biermann) – Der Beitrag der langfristigen Variabilität des Augeninnendrucks (IOP) zur Entwicklung des primären Offenwinkelglaukoms (POAG) ist nach wie vor umstritten. Eine Post-hoc-Sekundäranalyse von 2 randomisierten klinischen Studien zeigt nun: Die Einbeziehung von Daten zur langfristigen Variabilität des IOP verbessern wahrscheinlich nicht die Vorhersagemodelle zur Entwicklung eines POAG bei Personen mit unbehandelter okulärer Hypertonie.
Die Sekundäranalyse umfasste Daten von 709 Teilnehmern aus der Beobachtungsgruppe der Ocular Hypertension Treatment Study (OHTS), die vom 28. Februar 1994 bis zum 1. Juni 2002 durchgeführt wurde sowie von 397 Teilnehmern der Placebogruppe der European Glaucoma Prevention Study (EGPS), die vom 1. Januar 1997 bis 30. September 2003 nachuntersucht wurden. Die Datenanalysen fanden zwischen dem 1. Januar 2019 und dem 15. März 2020 statt.
Das ursprüngliche Vorhersagemodell für die Entwicklung eines POAG umfasste die folgenden Baseline-Faktoren: Alter, IOP, zentrale Hornhautdicke, vertikale Cup-Disc-Ratio und Musterstandardabweichung. Die nun durchgeführte Analyse testete, ob die Substitution des Baseline-IOP durch den mittleren Follow-up-IOP, die SD des IOP, dem maximalen IOP oder dem IOP-Variationskoeffizienten die Vorhersagegenauigkeit verbessern würde. Die Studienautoren verwendeten die C‑Statistik, um die Vorhersagegenauigkeit von Cox-Modellen für die Entwicklung eines POAG zu vergleichen.
Die Daten aus OHTS bestanden aus 97 POAG-Endpunkten von 709 Teilnehmern (58,7% Frauen; 25,0% Afroamerikaner und 69,1% Weiße; mittleres [SD] Alter 55,7 [9,59] Jahre; medianes Follow-up 6,9 [0,96–8,15] Jahre). Die Daten aus der EGPS bestanden aus 44 POAG-Endpunkten von 397 Teilnehmern in der Placebogruppe (50,1% Frauen; 100% Weiß; Durchschnittsalter 57,8 [9,76] Jahre; medianes Follow-up, 4,9 [1,45–5,76] Jahre).
Die C‑Statistik für das ursprüngliche Vorhersagemodell betrug 0,741. Wenn in diesem Vorhersagemodell die Messung des Baseline-IOP durch eine Messung des Follow-up-IOP ersetzt wurde, waren die C‑Statistiken wie folgt: mittlerer Follow-up-IOP 0,784; maximaler IOP 0,781; SD des IOP 0,745; IOP-Range 0,741 und IOP-Variationskoeffizient 0,729. Die C‑Statistiken in der EGPS waren ähnlich. Keine Messung der IOP-Variabilität erhöhte die C‑Statistik in den Kohorten um mehr als 0,007, wenn sie dem Vorhersagemodell hinzugefügt wurde, das den mittleren Follow-up-IOP, das Alter, die zentrale Hornhautdicke, die vertikale Cup-Disc-Ratio und die Musterstandardabweichung umfasste.
(isch)