GUANGZHOU (Biermann) – Offenbar besteht ein positiver Zusammenhang zwischen einer Sehbehinderung und Verkehrsunfällen in Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen (LMIC). Das berichten zumindest die Autoren einer aktuellen Studie aus China.
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Dringlichkeit einer erforderlichen Beurteilung der Sehfunktion vor Erteilung eines Führerscheins, so das Resümee der Autoren.
Die Wissenschaftler führten im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse eine Literaturrecherche in MEDLINE, Embase, PsycINFO, CINAHL, Web of Science sowie Cochrane-Library bis 2.April 2020 durch, um zu untersuchen, inwiefern eine Assoziation zwischen schlechter Sehschärfe und Sicherheit im Straßenverkehr besteht. Mithilfe von Random-Effects-Modellen mit Residual-Maximum-Likelihood-Methode analysierte die Arbeitsgruppe die Ergebnisse der einzelnen Studien.
Die Forscher ermittelten 49 (1,8%) geeignete aus insgesamt 2653 beurteilten Artikeln und schlossen 29 (59,2%) Artikel mit 15.394 Teilnehmern (mittlere Stichprobengröße n=530 [SD 824]; mittleres Alter 39,3 [SD 9,65] Jahre; 7,6% [1167] Frauen) in die verschiedenen Datenanalysen ein.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Prävalenz von Sehbehinderung unter den Verkehrsteilnehmern zwischen 1,2 und 26,4% (26 Studien) lag. Die Prävalenz von Farbsinnstörungen lag zwischen 0,5 und 17,1% (15 Studien) und die von Gesichtsfelddefekten zwischen 2,0 und 37,3% (10 Studien). Des Weiteren fanden die Experten heraus, dass ein erheblicher Anteil (10,6–85,4%) an Verkehrsteilnehmern einen Führerschein ohne vorgeschriebenen Sehtest erhielt.
Darüber hinaus ergab die Metaanalyse ein um 46% höheres Risiko für einen Verkehrsunfall bei Personen mit einer Sehbehinderung im Bereich der Makula (RR 1,46; 95%-KI 1,20–1,78; p=0,0002; 13 Studien), ein um 36% erhöhtes Risiko bei Farbsinnstörungen (RR 1,36; 95%-KI 1,01–1,82; p=0,041; 7 Studien) und ebenso ein um 36% höheres Risiko bei Gesichtsfelddefekten (RR 1,36; 95%-KI 1,25–1,48; p<0,0001; 7 Studien). Der I2-Wert für die statistische Gesamtheterogenität betrug 63,4%.
(tt)