ANKARA (Biermann) Eine aktuelle Studie aus der Türkei hat gezeigt, dass ein Zusammenhang zwischen Patienten mit der Erkrankung des trockenen Auges (DED) und Patienten mit neu diagnostizierter, unbehandelter Zwangsstörung (obsessive-compulsive disorder; OCD) besteht. Die Autoren vermuten, dass sowohl die Inflammation der Augenoberfläche als auch die Neuroinflammation bei Zwangsstörungen, die beide pathogenetisch bedeutsam sind, für diese Assoziation verantwortlich sein könnte.
Die Wissenschaftler nahmen 30 therapienaive Patienten mit OCD und 30 gesunde Kontrollpersonen in die prospektive Studie auf. Die Arbeitsgruppe erhob eine gründliche DED-Anamnese mithilfe des Ocular Surface Disease Index (OSDI)-Fragebogens und führte eine gründliche ophthalmologische Untersuchung durch, einschließlich der Tränenfilmaufrisszeit (TBUT), des Schirmer-I-Tests sowie der Anfärbung von Hornhaut und Bindehaut mit Farbstoffen (Oxford-Grad-Einteilung). Zusätzlich ermittelten die Experten die Werte des Neutrophilen-zu-Leukozyten-Verhältnisses, welches als ein Entzündungsmarker bei chronischer systemischer Inflammation angesehen wird.
Die Forscher stellten bei den Patienten mit OCD im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant höhere Werte im OSDI-Fragebogen fest (34,8 vs. 20,8; p=0,001). Ebenso zeigten die OCD-Patienten im Vergleich zu den gesunden Probanden einen höheren Oxford-Anfärbegrad der Kornea (0,9 vs. 0,6; p=0,02) sowie der Konjunktiva (0,8 vs. 0,5; p=0,04). Darüber hinaus ergaben sich geringere Werte in der OCD-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe bei dem Schirmer-I-Test (15,7 vs. 18,8s; p=0,043) sowie bei der TBUT (9,1 vs. 12,9s; p=0,001). Die Inflammations-Hypothese konnten die Autoren mit den mittleren Werten des Verhältnisses von Neutrophilen-zu-Leukozyten bekräftigen, denn bei den Patienten mit OCD fanden sich signifikant höhere Werte im Vergleich zu den Kontrollpersonen (2,4 ± 0,9 vs. 1,6 ± 0,4; p=0,001).
(tt)