OSLO (Biermann) Die Autoren eines aktuellen Reviews haben Studien zum Einsatz der Künstlichen Intelligenz (KI), insbesondere des in der Medizin meistens verwendeten Teilgebietes, dem maschinellen Lernen (ML), bei Patienten mit dem Syndrom des trockenen Auges (DES) evaluiert. Darin haben sie gezeigt, dass mittels des ML im Gegensatz zur oftmals subjektiven Diagnostik beim DES eine objektivere und konsistentere Diagnose sowie Stratifizierung des Schweregrades durch eine automatisierte Klassifizierung von Bildern möglich ist und zur Vorhersage medizinischer Ergebnisse verwendet werden kann.
Die Wissenschaftler führten eine Literaturrecherche (Zeitraum 20.05.–21.05.2021) in PubMed und Embase durch und selektierten 45 der 111 relevanten Studien, in denen das ML auf DES-bezogene Daten angewendet wurde.
Die Forscher ermittelten, dass in den meisten Studien das ML zur Interpretation von Bildern der Interferometrie und der Spaltlampe – zur Klassifizierung der Lipidschicht des Tränenfilms basierend auf morphologischen Eigenschaften – sowie der Meibographie – zur Klassifizierung der Funktion aktiver Meibomdrüsen – benutzt wurde.
Die Experten stellten des Weiteren fest, dass eine große Variation in der Art der klinischen Tests, der Datenart sowie dem Umfang der Vorverarbeitung der Daten (bspw. der Merkmalsextraktion), bevor sie an Modelle des ML übergeben wurden, bestand. Zudem gab es keinen Konsens darüber, wie die Modellentwicklung, einschließlich der Bewertung, am besten durchgeführt werden sollte, weswegen es sich laut den Forschenden als schwierig erweist, abzuschätzen, wie gut Modelle in der klinischen Praxis funktionieren und auch, ob verschiedene Modelle überhaupt vergleichbar sind.
Die Autoren resümieren dennoch, dass KI ein hohes Potenzial für den Einsatz in vielen verschiedenen Anwendungen im Zusammenhang mit dem DES besitzt. Es sollten jedoch gemeinsame Richtlinien für den Modellentwicklungsprozess, insbesondere für die Modellbewertung erstellt werden. Darüber hinaus sollte mithilfe von prospektiven Tests beurteilt werden, ob die vorgeschlagenen Modelle die Diagnose des DES und die Gesundheit dieses Patientenkollektivs verbessern können.
(tt)