ROM (Biermann) — Das Syndrom des trockenen Auges (DES) ist eng assoziiert mit den Geschlechtshormonen. Eine aktuelle Übersichtsarbeit hat nun gezeigt, dass eine Brustkrebs (BC)-Behandlung, die anschließende Hormontherapie, der nachfolgende funktionelle Hyperandrogenismus und die pharmakologisch durch Aromatasehemmern induzierte Menopause für das Versagen des Augenoberflächenschutzes verantwortlich sein könnten.
Das DES sei Teil der iatrogenen Trockenheit bei BC (BCID), die als systemische Erkrankung das gesamte Schleimhautgewebe des Körpers betreffen kann, schreiben die Autoren. Sie betonen, dass die Geschlechtshormondynamik bei der jeweiligen therapeutischen Intervention und Aufklärung berücksichtigt werden sollte, um zu einer besseren Lebensqualität der Patientinnen beitragen zu können.
Die Wissenschaftler führten eine Literaturrecherche unter anderem in PubMed und Web of Science zwischen März 1974 und März 2021 zur Rolle von Sexualhormonveränderungen und systemischen Hormonersatzbehandlungen (SHRT) bei BC-Patientinnen und Patienten mit ähnlichen sexualhormonabhängigen Erkrankungen im Zusammenhang mit dem DES durch. Die Arbeitsgruppe selektierte und analysierte 95 Studien.
Die Forscher fanden heraus, dass nicht eine spezifische Aktivität von Östrogenen und Androgenen, sondern vor allem das homöostatische Gleichgewicht zwischen ihnen die normale Funktion der Augenoberfläche garantiert. Die Meibomdrüsen stellen die Hauptverbindung zwischen den Sexualhormonen und dem DES dar.
Androgene wirken unterstützend auf die Lipidqualität und die Sekretion der Meibomdrüsen, und könnten gegebenenfalls als Augentropfen oder Pflaster appliziert werden. Östrogene hemmen hingegen die Lipogenese, haben einen negativen Einfluss auf die Morphologie der Meibomdrüsen und wirken proinflammatorisch auf der Augenoberfläche, wodurch auch die SHRT zur Ätiologie der Meibomdrüsendysfunktion beizutragen scheint.
Die Experten kommen zu dem Schluss, dass die Rolle der Geschlechtshormone bei der Pathogenese des DES das Ergebnis einer Imbalance zwischen den schützenden Androgeneffekten und den Androgen-modulierenden Effekten von Östrogenen auf die Meibomdrüsen zu sein scheint.
(tt)