TIANJIN (Biermann) – Eine aktuelle Untersuchung mittels Swept-Source-optische Kohärenztomographie-Angiographie (SS-OCTA) zu Veränderungen der retinalen und choroidalen Gefäße bei Diabetes mellitus in verschiedenen Schweregraden der diabetischen Retinopathie (DR) ergab, dass sich mit OCTA sowohl große als auch kleine Gefäßveränderungen in der Netzhaut und Aderhaut von DR-Patienten nachweisen lassen.
Die Wissenschaftler führten eine Querschnittsstudie an 296 Patienten (498 Augen) mit Diabetes mellitus durch. Swept-Source-OCT-Angiographie-Variablen sowohl in der Netzhaut als auch in der Aderhaut, einschließlich der Perfusionsdichte (PD), der Gefäßdichte (VD), der Dichte großer Gefäße (LVD) sowohl in der oberflächlichen als auch in der tiefen Schicht der Netzhaut und der CC-Flow-Voids-Dichte (FD) der Aderhaut wurden quantifiziert. Es wurden Korrelationen zwischen den OCTA-Parametern und dem Schweregrad der DR, der Sehschärfe und den untersuchten Faktoren hergestellt.
Insgesamt wurden 498 Augen, davon 176 ohne DR, 160 mit leichter NPDR, 98 mit mittlerer nicht profliferativer DR (NPDR), 11 mit schwerer NPDR, 41 mit PDR mit PRP und 12 mit PDR ohne PRP untersucht. Die Wissenschaftler ermittelten, dass die Dichte der Choriocapillaris-Flusslücken (CC) mit zunehmendem Schweregrad der DR (17,06 % vs. 17,41 % vs. 17,60 % vs. 17,62 % vs. 18,05 % vs. 18,41 %, p‑Trend = 0,0004) und die FAZ-Fläche mit dem Schweregrad der DR sowohl in der oberflächlichen als auch in der tiefen Schicht zunahm (oberflächliche Schicht p‑Trend = 0,0027; tiefe Schicht p‑Trend = 0,0022). Für die Sehschärfe wurde eine negative Korrelation mit den CC-Flusslücken (Pearson’s ρ = 0,09, p = 0,04) und der oberflächlichen FAZ-Fläche festgestellt (Pearson’s ρ = 0,22, p < 0,001), während die Sehschärfe umgekehrt mit der SCP-PD (Pearson’s ρ = ‑0. 15, p < 0,001), VD (Pearson’s ρ = ‑0,15, p < 0,001) sowie DCP PD (Pearson’s ρ = ‑0,21, p < 0,001) und VD korrelierte (Pearson’s ρ = ‑0,19, p < 0,001).
Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass die Choriocapillaris-Ischämie zunahm, die FAZ-Fläche sich vergrößerte und die Gesamtperfusionsdichte der Netzhaut mit zunehmendem Schweregrad der DR abnahm. Zudem wurde beobachtet, dass sich die tiefe Schicht und die großen Gefäße im Frühstadium verändern können, bevor die DR zur PDR fortschreitet. Die Wissenschaftler stellen des Weiteren fest, dass eine stärkere Ischämie und eine größere Tortuosität der Gefäße mit einer schlechteren Sehschärfe und einem höheren HbA1c-Wert korreliert waren. Sie schlussfolgerten, dass sich mit OCTA sowohl große als auch kleine Gefäßveränderungen in der Netzhaut und Aderhaut nachweisen lassen.