ST. LOUIS (Biermann) — Bei Kindern mit geistigen Behinderungen, Entwicklungsstörungen oder Autismus-Spektrum-Störung kann eine Versorgung mit Brille oder Kontaktlinsen herausfordernd bis unmöglich sein. Viele dieser Kinder tolerieren die üblichen Sehhilfen nicht. Eine prospektive Fallserie aus den USA befasste sich mit den Möglichkeiten der refraktiven Chirurgie und den Auswirkungen auf soziale Funktionen und sehspezifische Lebensqualität der Kinder (VSQOL).
Untersucht wurden hierzu 18 Kinder mit Autismus-Spektrum-Strömung und/oder geistiger Behinderung, die eine Fehlsichtigkeit mit fehlender Brillenadhärenz aufwiesen. Bei diesen Kindern wurde entweder eine Intraokularlinse implantiert oder eine Keratektomie durchgeführt. Die Eltern füllten die Social Responsiveness Scale (SRS‑2) und den Pediatric Eye Questionnaire (PedEyeQ) zu Beginn der Studie sowie einen, sechs und zwölf Monate nach der Operation aus.
Die mediane Veränderung der SRS‑2 T‑Scores und der PedEyeQ-Scores zwölf Monate nach der Operation im Vergleich zum Ausgangswert stellte den primären Endpunkt dar.
Zwölf Monate postoperativ wurden statistisch signifikante Verbesserungen in den SRS-2-Domänen Soziales Bewusstsein (8 Punkte, 95% CI 2–13, P = 0,03) und Soziale Motivation (7 Punkte, 95% CI 2–15, P = 0,03) beobachtet. Der Gesamt-SRS-2-T-Score verbesserte sich bei 56 % (10/18) der Patienten in klinisch bedeutsamer Weise, aber die mediane Veränderung war statistisch nicht signifikant (5 Punkte, 95 % CI ‑1 bis 9, P = 0,10). Die VSQOL zeigte statistisch signifikante Verbesserungen in den Bereichen Funktionelles Sehen (40 Punkte, 95% CI 7–73, P = 0,02) und Beeinträchtigung durch Augen/Sehen (23 Punkte, 95% CI 3–45, P = 0,02).
Die refraktive Chirurgie führte zwölf Monate nach der Operation zu klinisch und statistisch signifikanten Verbesserungen in den Bereichen der sozialen Funktionsfähigkeit und der VSQOL. Eine knappe Mehrheit der Patienten zeigte eine klinisch bedeutsame Verbesserung der allgemeinen sozialen Funktionen. Diese Veränderungen waren allerdings statistisch nicht signifikant. Die Ergebnisse könnten darauf hindeuten, dass die refraktive Chirurgie bei Kindern mit neurologischen Entwicklungsstörungen, Fehlsichtigkeit und mangelnder Brillenadhärenz Vorteile für die Entwicklung und die Lebensqualität bringen könnte. Größere, kontrollierte Studien seien erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen. (ak)
Schwierige Brillenversorgung
Refraktive Operationen als Option bei Kindern mit neurologischen Entwicklungsstörungen
22. Januar 2025
Autoren: Strelnikov J et al.
Korrespondenz: margaret.reynolds@wustl.edu
Studie: Social and Quality-of-Life Impact of Refractive Surgery in Children With Developmental Disorders and Spectacle Nonadherence
Quelle: Am J Ophthalmol. 2025 Jan:269:20-29.
Web: https://doi.org/10.1016/j.ajo.2024.08.009
