Schwie­ri­ge Brillenversorgung

Refraktive Operationen als Option bei Kindern mit neurologischen Entwicklungsstörungen

22. Januar 2025

ST. LOUIS (Bier­mann) — Bei Kindern mit geis­ti­gen Behin­de­run­gen, Entwick­lungs­stö­run­gen  oder Autis­mus-Spek­trum-Störung kann eine Versor­gung mit Brille oder Kontakt­lin­sen heraus­for­dernd bis unmög­lich sein. Viele dieser Kinder tole­rie­ren die übli­chen Sehhil­fen nicht. Eine prospek­ti­ve Fall­se­rie aus den USA befass­te sich mit den Möglich­kei­ten der refrak­ti­ven Chir­ur­gie und den Auswir­kun­gen auf sozia­le Funk­tio­nen und sehspe­zi­fi­sche Lebens­qua­li­tät der Kinder (VSQOL).
Unter­sucht wurden hierzu 18 Kinder mit Autis­mus-Spek­trum-Strö­mung und/oder geis­ti­ger Behin­de­rung, die eine Fehl­sich­tig­keit mit fehlen­der Bril­len­ad­hä­renz aufwie­sen. Bei diesen Kindern wurde entwe­der eine Intraoku­lar­lin­se implan­tiert oder eine Kera­tek­to­mie durch­ge­führt. Die Eltern füll­ten die Social Respon­si­ve­ness Scale (SRS‑2) und den Pedia­tric Eye Ques­ti­on­n­aire (PedEyeQ) zu Beginn der Studie sowie einen, sechs und zwölf Monate nach der Opera­ti­on aus.
Die media­ne Verän­de­rung der SRS‑2 T‑Scores und der PedEyeQ-Scores zwölf Monate nach der Opera­ti­on im Vergleich zum Ausgangs­wert stell­te den primä­ren Endpunkt dar.
Zwölf Monate post­ope­ra­tiv wurden statis­tisch signi­fi­kan­te Verbes­se­run­gen in den SRS-2-Domä­nen Sozia­les Bewusst­sein (8 Punkte, 95% CI 2–13, P = 0,03) und Sozia­le Moti­va­ti­on (7 Punkte, 95% CI 2–15, P = 0,03) beob­ach­tet. Der Gesamt-SRS-2-T-Score verbes­ser­te sich bei 56 % (10/18) der Pati­en­ten in klinisch bedeut­sa­mer Weise, aber die media­ne Verän­de­rung war statis­tisch nicht signi­fi­kant (5 Punkte, 95 % CI ‑1 bis 9, P = 0,10). Die VSQOL zeigte statis­tisch signi­fi­kan­te Verbes­se­run­gen in den Berei­chen Funk­tio­nel­les Sehen (40 Punkte, 95% CI 7–73, P = 0,02) und Beein­träch­ti­gung durch Augen/Sehen (23 Punkte, 95% CI 3–45, P = 0,02).
Die refrak­ti­ve Chir­ur­gie führte zwölf Monate nach der Opera­ti­on zu klinisch und statis­tisch signi­fi­kan­ten Verbes­se­run­gen in den Berei­chen der sozia­len Funk­ti­ons­fä­hig­keit und der VSQOL. Eine knappe Mehr­heit der Pati­en­ten zeigte eine klinisch bedeut­sa­me Verbes­se­rung der allge­mei­nen sozia­len Funk­tio­nen. Diese Verän­de­run­gen waren aller­dings statis­tisch nicht signi­fi­kant. Die Ergeb­nis­se könn­ten darauf hindeu­ten, dass die refrak­ti­ve Chir­ur­gie bei Kindern mit neuro­lo­gi­schen Entwick­lungs­stö­run­gen, Fehl­sich­tig­keit und mangeln­der Bril­len­ad­hä­renz Vortei­le für die Entwick­lung und die Lebens­qua­li­tät brin­gen könnte. Größe­re, kontrol­lier­te Studi­en seien erfor­der­lich, um diese Ergeb­nis­se zu bestä­ti­gen. (ak)

Autoren: Strelnikov J et al.
Korrespondenz: margaret.reynolds@wustl.edu
Studie: Social and Quality-of-Life Impact of Refractive Surgery in Children With Developmental Disorders and Spectacle Nonadherence
Quelle: Am J Ophthalmol. 2025 Jan:269:20-29.
Web: https://doi.org/10.1016/j.ajo.2024.08.009

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