XI´AN (Biermann) Es besteht zurzeit noch Unklarheit über den Zusammenhang zwischen einer systemischen Entzündung und den klinischen Manifestationen und Komplikationen bei Patienten mit Retinitis pigmentosa (RP). Eine aktuelle Studie aus China hat nun gezeigt, dass das Neutrophilen-zu-Lymphozyten-Verhältnis (NLR) bei Patienten mit RP und Cataracta complicata erhöht und mit verschiedenen klinischen Befunden bei RP assoziiert ist. Die Autoren vermuten, dass die systemische Inflammation einen Bestandteil der Pathogenese der RP darstellt.
Die Wissenschaftler nahmen 79 Patienten (125 Augen) mit RP und der für die RP charakteristischen hinteren subkapsulären Katarakt (PSC) sowie 63 alters- und geschlechtsangepasste Patienten (63 Augen) mit altersbedingter Katarakt (ARC) in die retrospektive Studie auf.
Die Arbeitsgruppe überprüfte die ophthalmologischen Befunde zu den Patienten, verwendete die erhobenen Blutbildbefunde, um das NLR zu berechnen und analysierte die Korrelation zwischen dem NLR und den Parametern der ophthalmologischen Untersuchung.
Die Forscher ermittelten in der RP-Gruppe mit PSC einen signifikant höheren Wert des NLR als in der Kontrollgruppe mit ARC (1,93 ±0,83 vs.1,65 ±0,59; p=0,029). Das NLR stieg mit dem Ausprägungsgrad der PSC, der Zonuladefekte, der schlechten präoperativ bestkorrigierten Sehschärfe (LogMar >1) sowie den Gesichtsfelddefekten an.
Aufgrund der Analyse der Grenzwertoptimierungskurve (receiver operating characteristic curve; ROC-Kurve) stellten die Ophthalmologen fest, dass ein NLR > 1,36 eine stärkere Linsentrübung (PSC-Fläche >3%; >P1) vorhersagen (p=0,002; 95%-KI 0,672–0,934) und bei einem NLR > 2,12 eine Zonulaschwäche angenommen werden kann (p=0,002; 95%-KI 0,665–0,928).
Die Autoren resümieren, dass das NLR als prädiktiver Biomarker für den Schweregrad der Linsentrübung und der Zonulaschwäche bei RP-Patienten vor einer Katarakt-Chirurgie hilfreich sein kann.
(tt)