LOS ANGELES (Biermann) – Bei der augenchirurgischen Versorgung von Kriegsveteranen in den USA haben die Autoren einer neuen Studie erheblichen Handlungsbedarf festgestellt – und zwar, was die psychische Gesundheit bzw. entsprechende Unterstützung angeht: Denn Die Rate geplanter Eingriffe, die aufgrund einer Absage der Patienten selbst nicht stattfinden, war in der untersuchten Kohorte mit 23,7% hoch. Die Autoren vermuten als Hintergrund dafür, dass die Patienten Operationen doch nicht durchführen ließen, psychische Erkrankungen wie eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) oder Depression. Die Rate für solche Leiden sei im Vergleich zur Zivilbevölkerung bei (ehemaligen) Militärangehörigen immer noch höher.
Für ihre monozentrische retrospektive Kohortenstudie ermittelten die Forschenden über die Veteran Health Information Systems and Technology Architecture alle Operationsanfragen bei der West Los Angeles VA im Jahr 2019 (n=1115; letztendlich durch den Patienten abgesagt: 270). Zu den hinterlegten Daten gehören soziodemografische Informationen und solche zu Komorbiditäten, wobei auch psychische Erkrankungen aufgeführt werden. Mithilfe einer univariaten logistischen Regression und explorativen Analysen, versuchten die Studienautoren diejenigen Faktoren zu identifizieren, die mit Operationsabsagen in Zusammenhang stehen könnten.
Hinsichtlich der soziodemografischen Merkmale unterschieden sich Patienten, die sich schließlich doch nicht operieren ließen, von denen, bei denen der Eingriff tatsächlich stattfand, nicht. Die Auswertung ergab aber, dass eine psychiatrische Diagnose mit der Absage von Operationen korrelierte. Die Wissenschaftler stellten in allen Spezialgebieten eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Absage bei Patienten mit Schizophrenie fest (OR 2,53; p=0,04). Bei Eingriffen an der Retina fiel die Wahrscheinlichkeit einer Absage bei Patienten mit PTBS höher aus (OR 4,23; p=0,01). Für Glaukompatienten stellte die Arbeitsgruppe in ihrer Auswertung fest, dass Angsterkrankungen (OR 5,78; p=0,05) und Depression (OR 4,05; p=0,04) mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Absage in Verbindung standen.
Die Autoren bilanzieren, dass eine Risikostratifizierung nötig ist, um die Rate von Operationsabsagen in dieser Patientenpopulation zu senken — ebenso wie mehr präoperative Unterstützung für Veteranen, bei denen ein erhöhtes Risiko für die Nichtinanspruchnahme einer notwendigen ophthalmochirurgischen Leistung besteht.
(ac)