WUHAN (Biermann) – Bei der Herzratenvariabilität (HRV) handelt es sich um einen Wert, der die Anpassungsfähigkeit des Herzens an innere und äußere Reize darstellt. Dieser Parameter zeigt an, inwieweit das autonome Nervensystem (ANS; Sympathikus/Parasympathicus-Verhältnis) Vorgänge im Körper positiv oder negativ beeinflusst. Wie die Autoren einer aktuellen Arbeit nun schreiben, weisen Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom (POWG) und niedriger HRV, die einer Dysfunktion des ANS mit sympathischer Dominanz entspricht, eine schnellere Progression des Glaukoms auf als jene mit hoher HRV.
Die Wissenschaftler nahmen 40 Patienten mit POWG in ihre retrospektive Studie auf und untersuchten sie über einen Zeitraum von 3 Jahren. Die Arbeitsgruppe überprüfte bei allen Patienten die HRV und teilte sie in die Gruppe mit reduzierter (n=20) und erhöhter HRV (n=20), gemäß dem Wert der Standardabweichung (nach oben oder unten) der qualifizierten Normal-zu-Normal Intervalle ([SDNN]; Indikator für HRV) ein. Zusätzlich eruierten und verglichen die Forschenden mithilfe der Befunde der Gesichtsfelduntersuchung (VF) und der Dicke der retinalen Nervenfaserschicht (RNFL; OCT-Befunde) die Progressionrate der Glaukomschäden zwischen beiden Gruppen.
Die Forscher ermittelten, dass sich die Ausdünnungsrate der RNFL in der Gruppe mit geringer HRV im Vergleich zu derjenigen mit hoher HRV als signifikant schneller erwies (1,44±1,58 vs. 0,29±0,56 µm/Jahr; p=0,00). Zudem wurde dieses Ergebnis der Patienten mit reduzierter HRV begleitet von stärkeren Fluktuationen des Augeninnendruckes (p=0,04), verminderten diastolischen und mittleren Blutdruckwerten (p=0,01; p=0,04) sowie einem herabgesetzten mittleren okulären Perfusionsdruck (p=0,04).
Ebenso stellten die Glaukom-Spezialisten fest, dass die Inzidenz für zentrale Defekte im VF bei den Patienten mit niedriger HRV signifikant gesteigerter ausfiel als bei denjenigen mit hoher HRV (65 vs. 30%; p=0,03). Gleichwohl ergab die lineare Regressionsanalyse, dass die SDNN signifikant mit der Verlustrate der RNFL-Dicke korrelierte (p=0,01).
(tt)