SAN DIEGO (Biermann) – Eine aktuelle Arbeit zeigt, dass das Vorhandensein einer prälaminaren Spalte am Sehnervenkopf bei Glaukom sowie deren Schweregrad mit einem schnelleren Fortschreiten des Gesichtsfeldausfalles verbunden ist. Die prälaminare Spalte könnte somit den Autoren zufolge als Biomarker zur Identifizierung von Patienten mit einem höheren Fortschreitungsrisiko dienen.
Die Autoren schlossen in ihre retrospektive klinische Kohortenstudie 563 Augen (446 mit primärem Offenwinkelglaukom [POAG] und 117 Augen mit Glaukomverdacht) von 332 Patienten ein. Zwei unabhängige Gutachter bewerteten das Vorliegen und den Schweregrad einer prälaminaren Spalte zu Beginn der Studie anhand von radialen Scans mit optischer Kohärenztomographie. Der Schweregrad wurde auf einer 4‑stufigen Ordinalskala bewertet: 0 (keine), 1 (leicht), 2 (mittel) und 3 (schwer). Die Interrater-Reliabilität bewerteten die Forschenden anhand des gewichteten Kappa-Wertes. Zwei lineare Mixed-Effect-Modelle kamen zum Einsatz, um den Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer Spalte (Modell 1) und dem Schweregrad der Spalte (Modell 2) mit den Steigungen der mittleren Abweichung des Gesichtsfeldes (VF MD) zu bewerten, wobei relevante demografische und okuläre Merkmale berücksichtigt wurden.
Eine prälaminare Spalte des Sehnervenkopfes wurde bei 258 Augen (45,8 %) beobachtet. Von diesen Augen war bei 36 (14,0 %) eine Ausprägung vom Grad 1, bei 181 Augen (70,2 %) vom Grad 2 und bei 41 Augen (15,9 %) vom Grad 3 festzustellen. Der gewichtete Kappa-Wert betrug 0,66. In multivariablen Modellen war das Vorliegen einer Spalte mit einer schnelleren VF-MD-Steigung (-0,22 dB/Jahr; 95%-KI: ‑0,30 bis ‑0,13; p≤0,001) assoziiert. Im Vergleich zu Augen ohne prälaminare Spalte (Grad 0) konnte bei Augen mit Spalte ein Zusammenhang mit rascheren VF-MD-Steigungen hergestellt werden werden. Dies war bei Grad 3 (-0,40 dB/Jahr; 95%-KI: ‑0,63 bis ‑0,18; p<0,001) signifikanter als bei Grad 1 (-0,18 dB/Jahr; 95%-KI ‑0,34 bis ‑0,03; p= 0,023) oder Grad 2 (-0,18 dB/Jahr; 95%-KI ‑0,26 bis ‑0,09; p<0,001). Das Patientenalter und die VF-MD-Ausgangswerte waren in beiden Modellen ebenfalls unabhängig mit dem VF-Fortschreiten verbunden.
(sas)