ANKARA (Biermann) – Bei der Syphilis handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch die Spirochäte Treponema pallidum verursacht wird. Da sich die ophthalmologischen Befunde der okulären Syphilis sehr vielfältig präsentieren können, sollte in jedem Fall ungeklärter neuroophthalmologischer Befunde diese Erkrankung in Betracht gezogen werden, zumal eine geeignete Therapie (parenterales Penicillin) zur Verfügung steht, um das Sehvermögen zu erhalten. Zu dieser Schlussfolgerung kommen Dr. Gözde Orman und Dr. Gülten Sungur von dem Health Science University Ankara Research and Training Hospital (Türkei) in einer gemeinsamen Veröffentlichung.
Die Wissenschaftler überprüften retrospektiv medizinische Aufzeichnungen zu 13 Patienten mit syphilitischer Optikusneuropathie (SON). Die Arbeitsgruppe evaluierte alle ophthalmologischen Befunde sowie die Ergebnisse der treponemalen (Treponema-pallidum-Hämagglutinations-Assay [TPHA]; Fluoreszenz-Treponema-Antikörper-Absorptionstest [FTA-Abs]) und nichttreponemalen (Venereal Disease Research Laboratory Test [VDRL]; Rapid Plasma Reagin Test [RPR]) Laboruntersuchungen.
Die Forscher ermittelten, dass 9 der 13 Patienten (69,2%) neben der Syphilis zusätzliche Komorbiditäten wie bspw. aufgrund des humanen Immundefizienz-Virus (HIV) aufwiesen.
Des Weiteren stellten die Ophthalmologen fest, dass sich die SON bei einem Patienten als bilaterale Retrobulbärneuritis darstellte, während in 12 Fällen (17 Augen) eine anteriore Optikusneuritis vorlag.
Darüber hinaus konstatierten die Experten, dass sich bei 10 Patienten (76,9%) neben der SON eine Uveitis zeigte. Zudem diagnostizierten die Forschenden bei 4 Augen (16,6%) subretinale Flüssigkeit, wohingegen sie bei 3 Augen (12,5%) ein zystoides Makulaödem beobachteten.
Die Autoren empfehlen abschließend bei allen Patienten mit Optikusneuropathie und Uveitis ein Syphilis-Screening in der klinischen Routinepraxis durchzuführen, um die präsumtive Diagnose einer okulären Syphilis zeitnah zu verifizieren.
(tt)