BELFAST (Biermann) – Bei der Sarkoidose handelt es sich um eine Multisystemerkrankung bislang unbekannter Ursache. Eine Augenbeteiligung (okuläre Sarkoidose; OS) findet sich bei bis zu einem Drittel der Sarkoidosepatienten meist im Frühstadium, sodass die zugrunde liegende Systemerkrankung oft noch nicht bekannt ist.
Eine aktuelle Studie hat nun gezeigt, dass die nordirische Bevölkerung im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eine relativ hohe Prävalenz von OS aufweist. Eine OS, die zunächst nur die Augen betrifft, kann sich bei 80% der Patienten später auf andere Organe ausbreiten. Die Autoren betonen, dass bei klinischem Verdacht auf eine OS eine thorakale CT-Bildgebung erfolgen sollte, und bei Einnahme von systemischen ACE-Hemmern eine Lymphopenie diagnoseweisend sein könnte.
Die Wissenschaftler nahmen 86 Patienten, die die Diagnosekriterien des Internationalen Workshops on Ocular Sarcoidosis (IWOS; 2019) erfüllten, in die retrospektive Fallüberprüfung auf. Bislang hatten keine Daten zur Prävalenz von OS-Fällen in Nordirland vorgelegen. Die Arbeitsgruppe verwendete zur Berechnung der Krankheitsprävalenz der OS Bevölkerungsschätzungen zur Jahresmitte. Zusätzlich erhob die Gruppe Daten zu den Uveitisbefunden, den okulären Komplikationen sowie dem Vorliegen einer reinen OS- bzw. einer Multisystemerkrankung.
Die Forscher schätzten die Prävalenz einer OS in Nordirland auf 4,5 Fälle pro 100.000 Einwohner. Des Weiteren stellten sie fest, dass als häufigste Form der Uveitis bei 36% der Patienten eine Panuveitis auftrat. Darüber hinaus wiesen 36% der Patienten als häufigste okuläre Komplikation eine okuläre Hypertension und 10% nachweisbare glaukomatöse Veränderungen auf. Die Ophthalmologen fanden zudem heraus, dass 80% der Patienten mit reiner OS nachfolgend eine weitere Organbeteiligung mit einer Rate von 14%/Personenjahre entwickelten. Die häufigste extraokuläre Beteiligung betraf die Lunge.
Die Autoren resümieren, dass aufgrund des möglichen multisystemischen Auftretens der Sarkoidose bei okulären Befunden immer auch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit gefordert sei.
(tt)