CHICAGO (Biermann) – In einer aktuellen Übersichtsarbeit haben deren Autoren – nach einer Literaturrecherche in PubMed – 58 Artikel (94 Patienten; Kasuistiken und retrospektive Studien) eingeschlossen, in denen unerwünschte Augenmanifestationen nach einer COVID-19-Impfung (häufigste Impfstoffe: mRNA [n=55, BioNTech/Pfizer]; Vektor [n=20, AstraZeneca]) im Zeitraum Dezember 2020 bis Dezember 2021 beschrieben wurden.
Die Wissenschaftler teilten die Inhalte der Arbeiten in verschiedene Manifestationsgruppen auf. Die wichtigsten Diagnosen und mögliche Mechanismen bzw. Ursachen wurden vorgestellt und umfassten unter anderem:
Die erste Gruppe bilden demnach Orbita sowie retinale Gefäße (7 Berichte; n=8) mit Thrombose der Vena ophthalmica superior und Sinus-cavernosus-Thrombose bei Tolosa-Hunt-Syndrom bzw. retinaler Zentralvenen- bzw. Venenastverschluss. Als Ursache nennen die Autoren des Reviews einen hyperkoagulativen Zustand mit impfstoffinduzierter thrombotischer Thrombozytopenie (VITT) aufgrund hoher Antikörperspiegel gegen Thrombozytenfaktor-4-Polyanion-Komplex.
Die zweite Manifestationsgruppe betrifft die Uvea (14 Berichte; n=34), meist erst nach 2. Impfung (häufig mRNA). Zu beobachten sind laut dem Review hier die Erstdiagnose bzw. Rezidive bekannter nichtinfektiöser/infektiöser Uveitis, Choroiditis, Vogt-Koyanagi-Harada-Syndrom, akute Netzhautnekrose und akute zonale okkulte äußere Retinopathie (AZOOR). Als Ursachen gelten eine impfstoffbedingte Uveitis mit Typ-III-Überempfindlichkeitsreaktion und Antigen-Antikörper-Komplexen im Kammerwasser und/oder impfstoffinduzierte Typ-I-Interferon-Sekretion durch Aktivierung von RNA-Sensormolekülen durch den mRNA-Impfstoff.
Die Kornea bildet die 3. Gruppe von Manifestationen (11 Berichte; n=15) mit Abstoßungen von Hornhauttransplantaten. Dazu kommt es laut den Review-Autoren durch eine Induktion der Expression des Haupt-Histokompatibilitäts-Komplexes (MHC) und einen immunologischen Angriff gegen die Spenderzellen aufgrund der Impfung.
Als 4. Manifestationsgruppe nennen die Wissenschaftler die Retina (12 Berichte; n=14) mit akuter makulärer Neuroretinopathie ([AMN]; nur junge Frauen unter Kontrazeptiva-Therapie). Dieser zugrunde liegt möglicherweise eine durch einen entzündungsfördernden Zustand nach Impfung sich verstärkende prothrombotische Wirkung der Kontrazeptiva mit Ischämie im tiefen Kapillarplexus und Läsionen in den äußeren retinalen Schichten sowie Unterbrechung der Ellipsoid-Zone.
(tt)